• Wenn in die Wipfel vor dem Haus
    die ersten grauen Schleier sinken
    und über blauer Berge Rand
    die ersten Silbersterne blinken,

    dann wünschte ich, du wärst bei mir:
    und über deine lieben Haare
    streift’ ich dir leise hin und wär'
    dir seltsam nah'. Und all das Wahre,
    das Gute, was...

  • Mein Herz geht still.
    Es stürmt nicht mehr
    und stockt nicht mehr,
    es singt ein Lied
    in ruhigem Takt,
    ein reiches, abendtiefes Lied,
    ein Lied vom Glück.

    Mein Herz, das rang
    und zuckend litt —
    es schmerzt nicht mehr,
    es zittert nicht,
    es singt...

  • Wir werden nicht mehr oft mitsammen gehen,
    was wir einander sagten, wird verwehen,
    und vergessen sein, was ich und du gesehen. —

    Aber vielleicht — ferne — fern einmal weckt dich ein Traum,
    oder ein kleiner Vogel singt — oder es blüht ein Baum —
    oder es ist nur ein Wehen — so — von irgendwann —
    das...

  • Schweige still und erkenne:
    Niemand ist dein Genoß.
    Willst du der Stunde zürnen,
    weil sie vorüberfloß?

    Hat dich ihr Licht auch verlassen,
    war es doch einmal nah'.
    Lerne in Demut danken,
    daß ein Wunder geschah.

    Träumen magst du und sinnen
    bauen und hoffen...

  • Nein, ich vergaß nicht den Tag, ich vergaß nicht die atmende Stunde,
    rollten auch Jahre dahin, ewig noch blutet das Herz.
    Ach wie vergeß ich es je, den fernen Ruf der Patrouille
    und dein betrachtendes Antlitz schweigsam und redend zugleich.
    Uns umarmte die blühende Wiese, denk es, o Seele,
    wie ein arkadisches Echo schwillt es...

  • Die Stunde naht,
    Ewige Seele.
    Einmal im Schlaf
    Dir nah sein.
    Einmal Dich fühlen.
    Erinnerung! (S. 229)
    _____

  • Einmal wird die Stunde kommen,
    Die Stunde des Wiedersehens der Geister,
    Wenn Dein Herz, einst an mich gekettet,
    Nun verweht in Staub oder Blüte,
    Leise im Frühjahr der Verwandlung
    Pocht hinauf an des Äthers Spur.
    Werden wir leben? Werden wir weinen?
    Wird die schimmernde Wolke hell sein?
    ...

  •   Das ist die Stunde, da ich seiner harrte,
    Die Stunde der Erfüllung ach nicht mehr!
    Jetzt meine Feindin, Zeugin jetzt, wie sehr
    Betrogne Hoffnung eine Seele narrte.

    Ich horche, ob die Eingangstür nicht knarrte,
    Ob draußen sich kein Laut, kein Schritt verrät;...

  • Ein kleiner Spuk durch die Dampfheizung ging.
    Keine Uhr war aufgezogen.
    Ein zu früh geborener Schmetterling
    Kam auf das Schachbrett geflogen.

    Es ging ein Blumenvasenblau
    Mit der Sonne wie eine Schnecke.
    Ich liebe Gott und meine Frau,
    Meine Wohnung und meine Decke.
    ...

  • O laß dich halten, goldne Stunde,
    Die nie so schön sich wieder beut!
    Schau, wie die Mondnacht in die Runde
    All ihre weißen Rosen streut.
    Des Tages Stimmen fern verhallten,
    Nicht Worte stören, nicht Gesang
    Des stillsten Glückes innig Walten,
    Nach dem die ganze Seele drang.

    So...