• Quell, der nicht trocknet,
    Quell, der nicht friert,
    Aber oft stürmende
    Fluten führt!

    Jung aus den Klüften
    Dampft er so heiß,
    Selber am wenigsten
    Von sich weiß.

    Weiß nicht von wannen,
    Noch was er soll -
    Herz der verlangenden
    Liebe...

  • O Sonnenstrahl in blauer Luft,
    Was schaffest du für Leben!
    Zur Wiege wandelst du die Gruft
    In deinem Wunderweben.

    Die abgestorbnen Sträucher blühn,
    Verzagte Knospen springen -
    O, könnte mit dem ersten Grün
    Sich auch das Herz verjüngen! (S...

  • O Herz, was ist mit dir geschehn?
    Im Maienmonde Grillen!
    Jetzt, da die Rosen auferstehn
    Und ihre Wohlgerüche wehn,
    Um jeden Harm zu stillen,
    Jetzt kann dich Leid erfüllen?

    Ich weiß wohl, ist's auch lange her,
    Von andern Maientagen,
    Da warst du nicht so freudenleer,
    Zu...

  • Wieder streust du deine Düfte,
    Blütenvolle Maienzeit,
    Und im Atem deiner Lüfte
    Ahn' ich deine Göttlichkeit.

    In dir kehrt, die längst vergangen,
    Kehrt die Jugend mir zurück,
    Und in deinem Wunderprangen
    Webt als Traum der Liebe Glück. (S. 21...

  • Größer kein Herzeleid,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam zu stehen,
    Lieber vor Traurigkeit
    Alternd vergehen,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam sich sehen. (S. 26)
    _____

  • Geh' ich abends still im Tale,
    Spricht zu mir dein milder Geist,
    Der mein Herz mit einem Male
    Wieder Hoffnung fassen heißt.

    Letzte sanfte Abendgluten
    Fachen mein Verlangen an,
    Alle Treuen, alle Guten
    Ziehn vereint mit mir heran.

    Bald auch steigt verklärter Stunden...

  • Legt mir unters Haupt Melissen,
    Meine Träume sind so wild -
    Ihrer Grabesnacht entrissen
    Schwebt vielleicht ihr süßes Bild
    Über mein verödet Kissen. (S. 32)
    _____

  • Still ist's, wo die Gräber sind
    Meiner Liebe,
    Nur bisweilen klagt der Wind
    Bang und trübe.

    Seh' die Schattenwelt auf Erden
    Rings vergehen,
    Fühle alles spurlos werden
    Und verwehen. (S. 32)...

  • So einsam ist es um mich her,
    So friedlich und so still,
    Wenn nicht das Leid im Herzen wär',
    Das nimmer schweigen will.

    Die Vöglein singen dort und hier,
    Im Wipfel lind es bebt,
    Es steht ein fernes Grab vor mir -
    Ist's wahr, daß ich's erlebt?

    Zwei Falter fliegen ab...

  • Wie sag' ich, daß ins Herz mir dringt
    Dein flücht'ger Händedruck?
    Wie wenn sich nachts durch Sterne schlingt
    Ein blendend Lichtgezuck.

    Die dunkeln Fernen sind erhellt,
    Erschlossen endlos Glück,
    Ich schau' in eine goldne Welt
    Und sink' in Nacht zurück....