Gebannt steh’ ich auf diesem Fleck
und kann nicht zurück und kann nicht weg
und suche mit dreimal flehenden Händen,
ein sicheres Schicksal abzuwenden.
5 Alles um mich in den bangen Stunden
hat Macht über mich, der gebannt und gebunden.
Gelingt’s mir, nur...

Poet: Karl Kraus

Ich bin nur einer von den Epigonen,
die in dem alten Haus der Sprache wohnen.

Doch hab’ ich drin mein eigenes Erleben,
ich breche aus und ich zerstöre Theben.

5 Komm’ ich auch nach den alten Meistern, später,
so räch’ ich blutig das Geschick der Väter.

...
Poet: Karl Kraus

Die Sprache ist, dies glaubt mir auf mein Wort,
ein Zwist, bei dem ein Wort das andre gibt.
Es leben Lust und Zweifel immerfort
im Zwiespalt und es neckt sich, was sich liebt.
5 Was treibt es nur? Geburt zugleich und Mord?
Ich steh’ dabei und habe nichts verübt...

Poet: Karl Kraus

Was immer sich in meinen Traum gedrängt,
hat stets mit meinem Tage sich vermengt.

Doch nimmt der Traum das Leben leicht in Schutz.
An seinem Dunkel klärt sich aller Schmutz.

5 Wie sich im Wechsel da die Dinge drehn,
wird Schönes häßlich, Häßliches wird schön...

Poet: Karl Kraus

Der Reim ist nur der Sprache Gunst,
nicht nebenher noch eine Kunst,

[41] Geboren wird er, wo sein Platz,
...

Poet: Karl Kraus

Lieg’ ich im Bett, so deck’ ich mich
bis an die Ohren zu.
So habe ich doch sicherlich
von euren Plagen Ruh.

5 Dann aber bricht der Tag herein,
ich hab’s ihm nicht geschafft.
So früh schon ihm gewachsen sein,
dazu fehlt mir die Kraft.

Der...

Poet: Karl Kraus

Der Mensch
Nun ists genug. Es hat mich nicht gefreut,
Und Neues wird es auch wohl nicht mehr geben.

Das Gewissen
5 In einer Stunde endet sich dein Leben,
Und du hast nichts gesühnt und nichts bereut.

Der Mensch
Bereuen kann man nur, was man...

Poet: Karl Kraus

Hauptmann, hol her das Standgericht!
Ich sterb’ für keinen Kaiser nicht!
Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht!
Bin tot ich, salutier’ ich nicht!

5 Wenn ich bei meinem Herren wohn’,
ist unter mir des Kaisers Thron,
und hab’ für sein Geheiß nur Hohn!...

Poet: Karl Kraus

Durch eure Macht, durch euer Mühn
bin ich ergraut. Einst war ich grün.
Seht meine jetzige Gestalt.
Ich war ein Wald! Ich war ein Wald!

5 Der Seele war in meinem Dom,
ihr Christen hört, ihr ewges Rom!
In meinem Schweigen war das Wort.
Und euer Tun...

Poet: Karl Kraus

Immer waren unsre Nahrung
die hier, die um Ehre starben.
Aber eure Herzenspaarung
macht, daß Raben nimmer darben.

5 Wir, die wir uns nie bewarben,
Nahrung haben wir erworben.
Ihr nicht, wir nicht dürfen darben,
euch und uns sind sie verdorben....

Poet: Karl Kraus