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              Liebe und Gegenliebe.

         Als einst die Mutter der Anmuth
    Den Knaben Amor gebar,
    Bekränzt’ er, ein einziges Söhnchen,
    Mit Rosen sein lockiges Haar.

    5      Er schuf nur Quaalen den Herzen;
    Die zarte, süßere Pflicht,
    Mit Liebe Liebe zu lohnen,
    Die kannte der Flüchtige nicht.

         Und manche beleidigte Göttinn...

  • Lieb’ und Hoffnung, wie oft habt ihr mich grausam betrogen,
         Lieb’ und Hoffnung, und doch habt ihr mich öfter beglückt!
    Ewig will ich euch Göttlichen traun, will lieben und hoffen,
         Und so sink’ ich einst lächelnd hinab in die Gruft.
    5 Denn die Hoffnung verspricht noch süße Liebe mir jenseits,
         Und die Liebe, sie drückt weinend die Augen mir zu....

  •      Wer vernimmt mich? ach! wem soll ich’s klagen?
    Wer’s vernähme, würd’ er mich bedauern?
    Ach! die Lippe, die so manche Freude
    Sonst genossen hat und sonst gegeben,
    5 Ist gespalten, und sie schmerzt erbärmlich.
    Und sie ist nicht etwa wund geworden,
    Weil die Liebste mich zu wild ergriffen,
    Hold mich angebissen, daß sie fester
    Sich des...

  • Liebeszuruf.

         Der freche Tag ist hingegangen,
    Verschämt der Abend niedersinkt,
    Wo, stille Küsse zu empfangen,
    Mir die verschämte Liebe winkt.
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         Gemach! – Bald[1] webt die Dämmrung dichter
    Sich über Flur und Straße hin –
    Daß nicht die gaffenden Gesichter
    In ihrer Neugier Netz uns ziehn!
         Wie...