Mein Zeiger ist zurückgewendet,
nie ist Gewesnes mir vollendet
und anders steh’ ich in der Zeit.
[...

Poet: Karl Kraus

Es war einmal.
Ich leb’ am Tage vom Gedanken,
nachts von der Qual;
oft träum’ ich nur vom Traum.
5 Du gehst dahin und bist dir selbst es kaum.
In meinem Wahn jedoch, dem fieberkranken,
sind deine Wesen ohne Zahl.

Poet: Karl Kraus

Das ist ein Sonntagabend,
wo ich in fernem Land
vor rotem Himmelstore
verlorner Liebe stand.
5 O Melodie, im Ohre
den Gram der Welt begrabend.

[...

Poet: Karl Kraus

Faßt Mut zum Schmerz, daß seine Thräne nicht mehr fließt
und dieser große Chor der Jugendbühne stumm ist:
Die Glocke, die Charlotte Wolter hieß;
der Hammer, der mit Lewinskys Rede das Gewissen schlug;
5 und einer Brandung gleich die Stimme des Zyklopen Gabillon;...

Poet: Karl Kraus

Die Dinge sind schon an der Fläche tief,
du mußt sie nur mit Ehrfurcht sagen.
Willst du dich aber weiter wagen,
so weist sich’s oft, daß dich kein Rätsel rief.

5 Beneide nicht, die allen Sinn benagen
und den Gedanken, der da schlief,
eh’ er durch ihre...

Poet: Karl Kraus

Stunden gibt es, wo
mich der eigne Schritt
übereilt und nimmt
meine Seele mit.

5 Könnt’ ich halten sie,
würd’ ich selig sein.
Ach, zuweilen glänzt
in den Tag der Schein.

Weiß dann, wie es war,
10 seh’ ein lichtes Land,
eh’...

Poet: Karl Kraus

Und wieder mir träumte, ich wäre geflogen,
und diesesmal war es doch sicherlich wahr,
denn ich hatte so leicht wie die Luft ja gewogen
und hatte die Knie an den Körper gezogen,
5 und es ging wie im Flug, im beherztesten Bogen
hoch über der schwergewichtigen...

Poet: Karl Kraus

Wer vor mir ließ von diesem Wasserfall,
von dieser Sonne sich begnaden!
Wer vor mir stand, das Haupt im All,
stolz an der Ewigkeit Gestaden!

5 Von Gott bin ich hier eingeladen,
so hoch in Gunst wie jedes Tier,
und hier ist niemand außer mir,
hier...

Poet: Karl Kraus

Du himmlisches Geflecht, du Glockenblumenkorb,
Ursprung der Orbe, der Welt, du unversehrtes Ziel,
du Wonnewort Vallorbe, das in den Mai mir fiel,
du Thal der Thäler du, traumtiefes Thal der Orbe!

5 Du Sonntag der Natur, hier seitab war die Ruh.
Ursprung der...

Poet: Karl Kraus

Unendliche, laß dich unsterblich ermessen
und es sei mir dein Fühlen bewußt.
Meines entschwand mir zu höllischer Lust.
Denn der Gedanke bricht ins Vergessen.

5 [...

Poet: Karl Kraus