• O Tochter Mosis! du schöne Jüdin!
    Du Blume aus dem Morgenland!
    Weshalb sind deine schwarzen Augen
    Stets zürnend von mir abgewandt? -

    O stolze Jungfrau! weshalb so grausam,
    Und doch dabei so mild zu seh'n!
    O grolle nicht und lächle wieder,
    Du lieblich Kind von Idumen.
    ...

  • Kannst dem Frühling du gebieten:
    Keine Blüthen sollst du tragen?
    Kannst dem Sprosser du gebieten:
    Nicht in Liedern sollst du klagen?
    Kannst dem Tage du gebieten:
    Heute soll es nimmer tagen?
    Kannst dem Sturme du gebieten:
    Keine Wolke sollst du jagen?
    Kannst dem Echo du gebieten:
    ...

  • Du bist nicht todt, ruhst du im Grabe auch,
    Du lebst für mich - mir bist du nicht geschieden;
    Du schwebst um mich als duft'ger Frühlingshauch,
    Und singst als Nachtigall der Seele Frieden.

    Als schöner Stern, als flüchtig Traumgebild,
    In jeder Blume blühst du mir entgegen;
    Du klingst im Bache, rauschest...

  • Wer noch nie ein treues Herz gebrochen,
    Hat die Liebe noch nicht ganz empfunden,
    Kennet nicht das ruhelose Pochen
    Und das Strömen ew'ger Todeswunden.

    Einen Abschied für das ganze Leben -
    Wer ihn nie mit bleichem Mund gesprochen,
    Ist der Qual noch nicht dahin gegeben,
    Daß ein treues Herz für...

  • Nur der Schmerz erzeugt die Lieder,
    Darum, vielgequältes Herz,
    Trage nur gelassen wieder
    Diesen neuen Trennungsschmerz!

    Klage nicht, daß dieses Scheiden
    Dir ein tiefes Leiden bringt!
    Singe nur in diesem Leiden,
    Wie im Sturm die Harfe singt.

    Lass' ihn durch die Lüfte...

  • O weich geschaffen süßes Frauenherz,
    Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
    Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
    Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.

    Das aus dem Hügel, wo die Urne steht,
    Als jener Baum mit lindem Zauber sprießt,
    Der auf schlaflose Augen Schlummer gießt,
    ...

  • Von meinem Lieb' verwahr' ich,
    O wie erinnrungsreich!
    Zwei Rosen, eine purpur'n,
    Die and're weiß und bleich.

    Die rothe Rose schenkte
    Sie mir an jenem Tag,
    Als sie zum ersten Male
    An meinem Herzen lag.

    In Thränenthau erblühet
    Brach ich die weiße ab,...

  • I.
    Langsam zieht der stille Schwan
    Feuchte Gleise in die Wogen,
    An das Ufer hat den Kahn
    Müd der Schiffer hingezogen.

    Weide flüstert und das Rohr,
    Neigen sich bald auf, bald nieder;
    Singen wohl den Wellen vor
    Leise linde Schlummerlieder....

  • Aus deinem Grabe sproß ein junger Rosenstrauch
    Gepflegt vom Sonnenstrahl, von Thau und Frühlingshauch,
    Wuchs er zum Baum empor; sein wogendes Gezweig
    Im grünen Blätterschmuck war vieler Blüthen reich.

    Stets neuer Rosen voll, warf er die alten ab
    Und deckte streuend so mit Blüthenstaub dein Grab,
    Um...

  • Hast du die Sage nie vernommen
    Von jenem zaubervollen Baum,
    Dess' Schatten, wie der Saft des Mohnes,
    So süß betäubt in Schlaf und Traum.

    Und wer dort müde eingeschlummert,
    Dem hat der Baum, der nie verdirbt,
    Ein seltsam Weh ins Herz gerauschet,
    Das nur mit seiner Hülle stirbt!
    ...