Aus deinem Grabe sproß ein junger Rosenstrauch
Gepflegt vom Sonnenstrahl, von Thau und Frühlingshauch,
Wuchs er zum Baum empor; sein wogendes Gezweig
Im grünen Blätterschmuck war vieler Blüthen reich.
Stets neuer Rosen voll, warf er die alten ab
Und deckte streuend so mit Blüthenstaub dein Grab,
Um deine Urne schlang er seinen schönsten Ast,
Als hielt er liebend sie mit treuem Arm umfaßt.
Und eine Nachtigall erwählte sein Geäst
Und baut' in dessen Schoos ihr liederreiches Nest;
Bald sitzend in dem Baum, bald auf dem Marmorstein,
Sang sie ihr süßes Weh spät in die Nacht hinein.
Es hat der Rosenstrauch die Wurzel tief und fest
Durch die verweste Brust bis in dein Herz gepreßt;
Und saugte so sich Kraft aus deines Herzens Staub,
Daß er zum Baum erwuchs mit Blüth' und jungem Laub.
Nun steht er da voll Pracht und wieget in der Luft
Sein blühendes Gezweig und hauchet süßen Duft;
Die losen Blätter streut er nieder auf dein Grab
Und trägt den Zoll des Danks dir also freundlich ab.
Wie du im Leben hier durch manche That erfreut,
Also erfreuest du im Rosenstrauch noch heut.
So ist dein stilles Grab der höchsten Liebe Bild,
Die selbst im Tode noch ein Born des Segens quillt.