1. 1800

  • Das Meer erstralt im Sonnenschein

    Das Meer erstralt im Sonnenschein,
    Als ob es golden wär.
    Ihr Brüder, wenn ich sterbe,
    Versenkt mich in das Meer.

    5 Hab’ immer das Meer so lieb gehabt,
    Es hat mit sanfter Fluth
    So oft mein Herz gekühlet;
    Wir waren einander gut.

    Heinrich Heine

  • Das Menschliche

    [109] Das Menschliche.

    Und doch, und doch, du stolzes Kind,
    viel stolzer fühlt mein kleines Lied,
    das kindlich vor dir niederkniet
    und fromm beginnt:
    5 Wärst du im Ehrenkleide
    der Hohen höchste Zier,
    ...

    Richard Dehmel

  • Das Muttermal

    Das Muttermal.

    Mann.
    Sieh Schäzchen wie der Bub mir gleicht,
         Selbst meine Narbe von den Poken!

    Frau.
    Mein Engel, das begreif ich leicht,
         Bin auch ’nmal recht an dir erschroken.

    Rr.

    Friedrich Schiller

  • Das Orlogschiff und der Nachen

    Das Orlogschiff und der Nachen. Ein Gemählde.

    Sieh, im Reiche Neptunens, jenes schwimmende Haus
    Welches die schöpfrische Kunst, herrischer Menschen erthürmet;
    Stolz enteilt es dem Ufer, und bebrücket das Meer,
    Das mit neidischer Scheelsucht seine bewaffnete Seiten
    5 In den tobenden Wellen, Kampf und Untergang droht;
    Aber mit muthigem Trotz,...

    Susanne von Bandemer

  • Das Riesenkind

    War einst ein Riesen-Kindlein,
         Zwölf Jahr alt, ziemlich klein,
    Vier Spannen lang das Mündlein,
         Kaum drei die Aeugelein,
    5 Sieben Spannen lang die Nase,
         Sehr wohl proportionirt,
    Von der Fee, ihrer alten Base,
         Mit Schönheit hoch geziert.

    Der Leib verhältnißmäßig;
    10      Sehr artig war’s dazu.
    Auch war es...

    Carl Streckfuß

  • Das Sclavenschiff

         Der Supercargo Mynher van Koek
    Sitzt rechnend in seiner Kajüte;
    Er calculirt der Ladung Betrag
    Und die probabeln Profite.

    5      „Der Gummi ist gut, der Pfeffer ist gut,
    Dreihundert Säcke und Fässer;
    Ich habe Goldstaub und Elfenbein –
    Die schwarze Waare ist besser.

         „Sechshundert Neger tauschte ich ein
    10 Spottwohlfeil...

    Heinrich Heine

  • Das Trauerspiel von Afghanistan

    [193] Das Trauerspiel von Afghanistan.

         Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
    Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
    „Wer da!“ – „„Ein britischer Reitersmann,
    Bringe Botschaft aus...

    Theodor Fontane

  • Das Unwandelbare

    Das Unwandelbare.

    »Unaufhaltsam enteilet die Zeit.« – Sie sucht das Beständge.
          Sey getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.

    Friedrich Schiller

  • Das Urbild

    Nicht ist es schönheit von gemalten gruppen
    – Beschädigtes ergebnis schlechter zeit –
    Geschnürter fuss und finger wie von puppen
    Was meinem sinn befriedigung verleiht.

    5 Lass dem Gavarni seine farbelosen
    Und lispelnden gestalten vom spital!
    Nicht eine unter diesen bleichen rosen
    Ist ähnlich meinem roten ideal.

    Zu meinem abgrunds-tiefen...

    Charles Baudelaire

  • Das Urteil des Paris

    [193]

     Das Urteil des Paris.

     Eine Culturlegende.

    Von den Höhen des Olympos löst sich eine lichte Wolke,
    wandert über Flur und Fluten, rastet über Trojas Volke.
    Und die Menge sieht mit Staunen, und die...

    Richard Dehmel