• Einst hab' ich fest an meine Kraft geglaubt.
    Wie hat der Ehrgeiz diese Brust durchwühlt!
    Die Schläfe hab' ich pochen oft gefühlt,
    Als wäre sie von einem Kranz umlaubt.

    Der grüne Baum der Hoffnung ist entlaubt.
    Die Liebe ist's, die jetzt die Ruh' mir stiehlt,
    Wenn deine weiße Hand die Stirn mir kühlt...

  • Was weckst du mich auf in der thauigen Nacht,
    Du sehnsuchtflötende Nachtigall?
    Nun ist mit deinem melodischen Schall
    Auch ein Widerhall
    Vergangenen Glücks erwacht.

    Wie heute schlugst du im Lindenbaum ...
    Ich herzte und küßte mein rosiges Kind;
    Die Saiten der Liebe erbebten gelind...

  • Ein ganzer Himmel war mir einst beschieden,
    Als deinen schönen Leib mein Arm umfangen;
    Der Frühling blühte und die Lerchen sangen,
    Und in dies heiße Herz ergoß sich Frieden.

    Ein einzig Wort, - o hättest du's vermieden! -
    Du sprachst es aus und alle Bande sprangen,
    Die liebend uns're Seelen einst...

  • Wie in den Abgrund sieht ein Kind mit Zagen,
    So sieh' dies Herz, zerrissen und voll Wunden,
    Ein Herz, das einst das höchste Glück empfunden;
    Komm', sieh'! und lern' dein eigen Leid ertragen.

    Sieh' diesen Geist, der einst in schönern Tagen
    So hoch gestrebt, so stolz und ungebunden,
    Im Staube nun, vom...

  • I.
    Wenn du nahst, leichtfüßiger als die Horen,
    Träumerisch im eigenen Reiz verloren:
    Alle Blicke, die dir am Munde hangen,
    Nimmst du gefangen.

    Wenn du sprichst, verbreitet sich Wohlgefallen,
    Wenn du singst, verstummen die Nachtigallen,
    Wo du weilst, entsprießen dem kargsten Boden...

  • (Mignon)

    Buntbeblümte Wiesen dehnen
    Fernhin sich, die Luft weht lind;
    Auf besonnten Wolkenkähnen
    Kam der Lenz in's Land geschwind ...
    Buntbeblümte Wiesen dehnen
    Fernhin sich, die Luft...

  • Liebliches Mädchen, das gleich der Libelle
    Immer von Stengel zu Stengel sich wiegt,
    Das, wie vom Busen der Welle die Welle,
    Treulos sich trennt und an and're sich schmiegt.

    Liebliches Mädchen, das jenen mit Blicken,
    Diesen mit Seufzern, von ihm nur gehört,
    Jenen mit Lächeln und diesen mit Nicken,...

  • Mein Kind, das ist der Grund des Uebels:
    Ich kann bei dir nicht stündlich sein;
    Sonst kämst du nicht auf den Gedanken,
    Das Küssen könnte sündlich sein.

    Das Gegentheil will ich beweisen;
    Doch, soll die Wirkung gründlich sein,
    So muß vor Allem das Verfahren
    Sowohl geheim als mündlich sein...

  • Wie bist du schön, du tiefer blauer See!
    Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
    Und nur der Wasserlilie reiner Schnee
    Wagt schüchtern aus der stillen Fluth zu tauchen.

    Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur,
    Kein Nachen wird auf deinem Spiegel gleiten;
    Wie Chorgesang der feiernden Natur...

  • Wie der Sturmwind, der über die Haide pfeift
    Ohne Rast, ohne Ruh', ohne sichere Statt,
    So mein heißer Sinn über die Erde schweift,
    So mein Herz, das keinen Freund, keine Heimat hat. -
    Die sanfte blaue Blume im wogenden Korn,
    Die zahme Blume ist nicht für mich -
    Eine wilde Rose lieb' ich
    Mit scharfem Dorn...