• II.
    Durch's Frührot zog das Wolkenschiff
    vor einem hellen Frühlingstag,
    Als ich, ein träumend Schülerkind,
    im morgenstillen Felde lag;
    Ein Falter streifte meine Stirn,
    und vor mir eine Lilie stand;
    Ich aber schaute drüber hin
    in's tiefe, blaue Morgenland.

    Das ganze...

  • III.
    Sitzt man mit geschloßnen Augen
    Einsam in dem dunkeln Zimmer,
    Blitzt oft durch die zarten Lider
    Plötzlich roter Kerzenschimmer;
    Weiß ich doch, daß Sonnenstrahlen
    Durch die Augendeckel dringen
    Und in flimmernden Gebilden
    Sich um unsre Seele schlingen.

    Also saß ich...

  • IV.
    Nun in dieser Frühlingszeit
    Ist mein Herz ein klarer See,
    Drin versank das schwere Leid,
    Draus verdampft das leichtre Weh.

    Spiegelnd mein Gemüte ruht,
    Von der Sonne überhaucht,
    Und mit Lieb' umgießt die Flut,
    Was sich in dieselbe taucht.

    Aber aus dem...

  • V.
    Viele Wochen sind entflohn,
    Seit ich Dich gesehen;
    Hab' auch lange Tage schon
    Keine Blum' gesehen!

    Keine Blumen und kein Lieb -
    Ach was soll das werden?
    Was soll aus dem Frühlingstrieb
    In mir innen werden?

    Zwar noch stets der Lenz erschien,...

  • VI.
    Wohl ist die Lilie wunderbar,
    Wenn stolz sie sich im Garten wiegt,
    In ihrem Kelche, sonnenklar,
    Langsam der Morgentau versiegt;
    Doch mag ich gehn und wandern,
    So weit nur Lilien stehn,
    Ist keine vor der andern
    Mit höherm Schmuck versehn.

    Von Glanz und Lust und...

  • Antwort

    Fragst du mich, warum ich liebe?
    Trauter Freund, - o glaube mir:
    "Meine Liebe kommt vom Himmel,
    Und der Himmel kommt von dir!"

    Ohne dich - verlass'ne Wüste
    Wäre mir das Himmelreich!
    Aber dir am Herzen rastend
    Fühl' ich mich den Engeln gleich....

  • An den Mond

    Silbermond, mit mildem Scheine
    Wandelst du am Himmelszelt,
    Sanfter Tröster aller Zeiten,
    Bote du der Liebeswelt!

    Schauest sie, die einsam trauernd,
    Sehnend blickt zu dir empor.
    Schauest ihn in weiter Ferne,...

  • Seliges Verwirren

    Jubelnd wollt' ich dich besingen,
    Doch mir ist das Herz zu voll.
    Tausend Weisen mich umklingen,
    Keine, die ich singen soll!

    Einsam ruh' ich, traumverloren,
    Wo wir selig oft geweilt,
    Wo die Wonne, kaum...

  • Nur Eines

    Ruhte ich auf goldnem Throne,
    In dem Haar die Königskrone,
    Ständst, ein Bettler, du vor mir,
    Sprächst du: "brich die goldnen Bande,
    Arm durchstreifen wir die Lande": -
    Selig zöge ich mit dir!

    Schmückte mich in...

  • Abendlied des Liebenden

    Wie sich die Zweige neigen
    Im sanften Abendwind,
    So beugt sich meine Seele
    Vor dir, du fernes Kind!

    Und wie die Berge flammen
    Im letzten Abendschein! -
    So glühet meine Seele
    Nach dir...