• [232]
     LXIV.

    Wer wüßte je das Leben recht zu fassen,
         Wer hat die Hälfte nicht davon verloren
         Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Thoren,
         In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?

    5 Ja, der...

  • [34] Sonette.

                        1.

    Ein Leben war’s, mit Kolben und mit Knütteln
    In diesen eitlen Jammer drein zu schlagen,
    Doch hab ich still ein lästig Joch getragen,
    Und meiner Pflicht gehorcht und ihren Bütteln...

  • [156] Sonette.

    I.

    Du weißt, wie ich in meiner Kindheit Tagen,
    Die wie ein Märchen traumdurchwebt verronnen,
    Ein hohes Bild den Dichtern abgewonnen,
    Die mich erquickt mit ihren Heldensagen....

  • [6] Sonette.
    1840.

    O haltet mich mit Bitten nicht zurücke
    Wenn ich im Sehnen nach der Freiheit Lichte
    Zu hohen Zielen meine Blicke richte,
    Von keinem Glück weiß als vom Völkerglücke.

    5...

  • Zum Himmel streckt’ ich flehend oft die Hände,
         Das unbekannt Ersehnte zu erbitten;
         Ihr Götter, rief ich, viel hab’ ich gelitten,
         Gebt, daß in Ruhe meine Sehnsucht ende.

    5 Daß Zevs im Traum mir das Erflehte sende,
         Glaubt’ ich, als du, die Hohe, kamst geschritten,
         Und als ich mit dem Zweifel lang gestritten,
         Glaubt’...

  • [164]

    Sonna’noufgang.

    Schlôft au friedle ällz im Fleacka,
    Ruaht au ällz in Gott vertrout –
    Kräht der Gockel uffam Steacka,
    Weads uff oi’ môl wieder lout.

    5 Und ear kräht von Hansis Mischte
    Lout...

  • [10] Sonnenaufgang.

    Ein Morgen kam – ich starrte himmelan
    Und sah die Sonne auf der Rosenbahn.
    Ein Regenbogen schien sich aufzubauen
    Gleich einer Brücke in das Himmelreich,
    5 Gleich einem Dom ob niedren...

  • [107]
     3.

    Sonnenfroh strahlt hier mein Auge,
    Sonnenfroh glüht hier mein Sinn,
    O, wie ich zum ersten Male
    Jauchzend fühle: daß ich bin!

    5 Hold im Ohr klingt mir der...

  •      Die glühend rothe Sonne steigt
    Hinab in’s weitaufschauernde,
    Silbergraue Weltmeer;
    Luftgebilde, rosig angehaucht,
    5 Wallen ihr nach, und gegenüber,
    Aus herbstlich dämmernden Wolkenschleiern,
    Ein traurig todtblasses Antlitz,
    Bricht hervor der Mond,
    Und hinter ihm, Lichtfünkchen,
    10 Nebelweit, schimmern die Sterne.

         ...

  • Sonntagsfrühe.

    Der Samstig het zum Sunntig gseit:
    „Jez hani alli schlofe gleit;
    „sie sin vom Schaffe her und hi
    „gar sölli müed und schlöfrig gsi,
    5 „und ’s gohtmer schier gar selber so,
    „i cha fast uf ke Bei meh stoh.“

    So seit er, und wo’s Zwölfi schlacht,
    se sinkt er aben in d'Mitternacht.
    Der Sunntig seit: „Jez ischs an mir!“...