• Zweiter Kranz

    I.

    Liebe

    Liebe! - heil'ge, wunderbare
    Kraft der Seele! Endlos wirket
    Deine Macht, und angezündet
    An des Himmels nie verloschner Leuchte
    Ist das Feuer, welches du entfacht.
    ...

  • Die Sonne sinkt. Ein brechend' Mutter Auge
    Hängt sie noch einmal auf der stillen Erde
    Und zittert in des See's durchglühten Wogen.
    Ja, dräng' Dich an sie, Welten-Kind, und sauge
    Den Segen auf, eh' er verdunkelt werde,
    Und eh' an dem erstarrten Himmelsbogen
    Die Nacht kommt aufgezogen.
    Auch meine Sonn',...

  • Amor sprach, mein Kinn erhebend:
    "Laß die Rose doch den Bienen,
    Daß sie, in den süßen Kelch sich
    Tief einwühlend, Honig suchen,
    Laß die Schmetterlinge naschen.
    Eine Blum' aus meinem Garten,
    Die auf Silberfüßen herschwebt,
    Will ich in den Arm dir geben.
    Sieh doch an dein liebes Mädchen!...

  • Verzeih den Kranz, den eines Wilden Hand
    Um dein geheiligt Bildnis wand,
    Hier, wo er unbekannt der Welt,
    In dunkeln Wäldern, die ihn schützen,
    Im Tempel der Natur es heimlich aufgestellt,
    Und wenn er davor niederfällt,
    Die Götter selbst auf ihren Flammensitzen
    Für eifersüchtig hält....

  •  
    Es war noch Mai, da hast du sie gebrochen,
    In Blumen ausgesprochen,
    Selber Blüthe,
    Was blühend im Gemüthe
    Schon sich regte
    Und heilig sich bewegte,
    Was kindlich, ach! der Freund so gerne hegte,
    Wenn sie ihr Herzchen legte
    An das...