• Besser ist’s, schlecht zu sein, als so zu scheinen,
    Da Nichtsein Schmach vom falschen Sein empfängt,
    Gerechter Freud’ Verlust von Andrer Meinen,
    Von unserm eignen Fühlen ab nicht hängt.
    5 Warum soll frech der Falschheit arge Tücke
    Mein wildes Blut mit schnödem Hohn begrüßen?
    Sind meine Schwächen für der Späher Blicke
    Das, was ich gut gemeinet,...

  • Fest steh’n die Tafeln, die du mir verehrt,
    In meinem Haupt dem Andenken geweiht;
    Sie sollen ragen über niedern Werth
    Durch alle Zeit bis in die Ewigkeit.
    5 Zum wenigsten so lange Herz und Haupt
    Fortblüh’n in der naturgemäßen Kraft,
    Bis seinen Theil von dir ein jedes raubt,
    Wird nichts von der Erinnerung gerafft.
    So viel schließt nicht...

  • Nie rühme meines Wechsels dich, o Zeit!
    Bau’ Pyramiden auf in neuer Pracht,
    Für mich sind sie auch keine Neuigkeit,
    Nur altes Werk, in neue Form gebracht.
    5 Beschränkt ist unser Ziel, und daher staunen
    Wir an, was Alles du uns zugewandt,
    Als ob du es geschaffen unsern Launen;
    Statt uns zu sagen, daß es längst bekannt.
    Dir so wie deinen...

  • Wär’ nur ein Kind von Stande meine Liebe,
    Wär’ vaterlos, Bastard des Glücks sie nur,
    Die in der Zeiten Lieb’ und Hasse bliebe,
    Kraut unter Kraut, Blum’ auf der Blumenflur.
    5 Sie ward gebaut vom Zufall fern und weit,
    Sie leidet nicht an Glanz und Pracht, sie fällt
    Nicht unterm Schlag der Unzufriedenheit,
    Zu der verführerisch uns ruft die Welt....

  • Des Geistes Aufwand bei der Schandthat Plan
    Wird bei der That zur Lust, und bis zur That
    Ist blutig, treulos, mördrisch, voll von Wahn,
    Und wild die Lust, und roh und voll Verrath.
    5 Befriedigt kaum, läßt sie des Ekels Spur;
    Sinnlos wird sie begehrt, und kaum errungen,
    Sinnlos gehaßt; sie ist ein Köder, nur
    Gelegt um toll zu machen, wenn...

  • Sollt’ über dich ich Prunkgezelt’ ausbreiten,
    Mit Aeußrem ehren deinen äußren Schein?
    Gebäude gründen dir für Ewigkeiten,
    Die dem Verfall bald Beute müßten sein?
    5 Wie Viele, lüstern nach der Schönheit Gunst,
    Sah Alles ich durch hohen Zins einbüßen?
    Die Schlichtes tauschten für Gemisch der Kunst,
    Im Schauen noch ihr Selbst in’s Nichts hinfließen...

  • O du, mein holder Knabe, dessen Macht
    Der Zeiten Sens’ und Stundenglas bewacht,
    Der schwindend wuchs, und offen uns gelehrt,
    Wie welk sein Freund, da Blüthe dir gewährt;
    5 Wenn dich Natur, die Herrin aller Welt,
    Im Vorwärtsgehen stets zurückehält,
    So hat sie durch dein Weilen nur gesucht
    Zu spotten der Zeit und der Minuten Flucht;
    Doch...

  • Vor alter Zeit ward Schwarz nicht schön erachtet,
    War’s, trug es doch der Schönheit Namen nicht;
    Doch nun wird Schwarz als Schönheitserb’ betrachtet,
    Und Bastardschmach entstellt ihr Angesicht.
    5 Seit jede Stümperhand Natur sich glaubt,
    Das Häßliche verschönt mit falschem Schein,
    Ist Anmuth ihres Namens Weih’ beraubt,
    Muß hingegeben schnödem...

  • Wie oft, wenn du, o meine Holde, spieltest
    Auf dem beglückten Holz, das zitternd tönt
    Von deines Fingers Griff, wenn auf du wühltest
    Des Gleichklangs Ton, nach dem mein Ohr sich sehnt,
    5 Beneidet’ ich die Tasten, die in Eil’
    Sich drängten, deine zarte Hand zu küssen,
    Da meine armen Lippen ihren Theil,
    Erröthend, kühnem Holz geschenkt seh’n...

  • Des Liebchens Augen gleichen Sonnen nicht,
    Ihr Mund, er ist so roth nicht wie Korallen,
    Ihr Busen dunkel bei des Schnees Licht,
    Wenn Locken Schlingen, schwarz die ihren wallen.
    5 Wohl hab’ ich Rosen, roth und weiß geseh’n,
    Doch also hold nicht Ihre Wangen blüh’n;
    Des Liebchens Athem duftet nicht so schön,
    Als Weihrauchdüfte, die die Luft...