• O sage nicht, ich sey ein Träumer,
    Der sinnend Feld und Wald durchirrt,
    Auf Trümmern lagernd, wo die Eule
    Mit scheuem Flug mein Haupt umschwirrt.

    Mit bleichen Lippen stets beklagend
    Ein eingebildet ewig Leid,
    Von nahen wilden Kämpfen redend,
    Ein kranker Sohn der kranken Zeit.
    ...

  • Ein stiller Sonntag ist genaht.
    Ich weiß es, daß du jetzt getreten,
    Das schwarze Buch in weißer Hand,
    Ins Gotteshaus, um fromm zu beten.

    Mich aber hat der junge Tag
    Auf einen Felsen hingetrieben;
    Der Orgel Ton, der Glocke Ruf,
    Ist unten tief im Thal geblieben.

    Hier,...

  • Du sangst und freudig fuhr der Baum
    Empor aus seinem Wintertraum,
    Und sprach zu sich vernehmlich kaum:
    Ach, endlich will es lenzen!

    Du sangst und freudig rief die Luft,
    Bald grünet wieder Au und Kluft,
    Aus tausend Kelchen will den Duft
    Der Frühling mir kredenzen!

    Und...

  • Den Lüften hab' ichs aufgetragen:
    Flieht hin und säuselt ihr ins Ohr,
    O Himmel, schreib ihr meine Klagen
    Mit deinen Sternenlettern vor.

    Ihr stets bewegten Wellen, klinget
    Und zeigt ihr meines Bildes Schein,
    Ihr muntern Waldbewohner, singet
    Bei ihr von meiner Liebespein.
    ...

  • Ob ich dich liebe! kannst du es noch fragen?
    Du hast es lange schon zu gut erkannt,
    Wenn ich dir wortlos gegenüber stand.
    Ob ich dich liebe! kannst du es noch fragen?
    Und als mein Herz an deinem laut geschlagen,
    War da ein Zweifel noch, der nicht entschwand?
    Ob ich dich liebe! kannst du es noch fragen?
    ...

  • Ach, sie ist krank! tritt leise auf,
    Stör' ihren Schlummer nicht.
    Wie selbst der arge Schmerz versöhnt
    Ihr liebes Angesicht.

    Doch nein, sie wacht! ins Kissen tief
    Birgt sie das süße Haupt.
    O neid'sche Wolke, die mir so
    Den Strahl der Sonne raubt.

    Das sonst so heit're...

  • In tiefer Nacht, vor deinem Haus
    Stand ich in stiller Lust;
    Scharf war die Luft, den Mantel schlug
    Ich um die heiße Brust.

    Ich schaute sinnend, unverwandt
    Nach deinem Fenster hin;
    Mit mir des Mondes lichter Strahl,
    Der in die Scheiben schien.

    Wie neid' ich doch den...

  • Du fragst mich, was mir fehle,
    Was mich so traurig stimmt,
    Du fragst, was meiner Seele
    Den Ton der Freude nimmt.

    Ich darf dir doch nicht klagen
    Das Leid, das mich umgibt,
    Ich darf dir doch nicht sagen,
    Wie sehr ich dich geliebt.

    Wie magst du dich erkunden...

  • O traue nicht der Farbe meiner Wangen,
    Die meines Lebens frühes Abendroth,
    Ein letztes Glüh'n - der Tag ist schon vergangen,
    Bald naht die Nacht und Alles stumm und todt.

    Dann sind verklungen alle meine Klagen,
    Die Augen starr, die deine Schönheit sah'n;
    Doch wenn du hörst im Lenz den Sprosser schlagen...

  • Dein Blick hat von der Stirne mir
    Die Falten weggewischt,
    Die welken Blumen in der Brust
    Mit süßem Thau erfrischt.

    Dein Wort hat aus der Seele mir
    Den Mißmuth weggescheucht,
    Wie Nebel bei des Windes Hauch
    Im stillen Thal entfleucht.

    Dein Kuß, ein warmer Sonnenstrahl...