• Charfreitagsruhe. Fühlst du’s auch:
    dies bange Grün und diesen Hauch,
    der drüber träumt?
    Und fühlst du’s, wie der Fliederstrauch
    5 von Knospen perlt und überschäumt?

    Und sehnen deine Brüste sich
    dem Auferstehungsmorgen zu,
    wie’s Magdalenen innerlich
    nicht ließ in Ruh,
    10 bis sie zum offnen Grabe schlich?

    Denn übermorgen...

  • Zwielicht … Sterbend hängt die scharfe
    Zunge aus dem Lästermaul.
    Sieh, nun weint dein König Saul,
    und dein David singt zur Harfe.
    5 Alle Kleider sind zerrissen,
    die den alten König schmückten;
    brütend hört er den Entzückten
    nahen aus den Finsternissen.

    Goliath tot! den König schauert;
    10 seine Schwermut ahnt ihr Ende.
    Und...

  • – Kaffee, Branntwein, Bier –
    im Spelunkenrevier,
    und ein Lied scholl rührend durch die Thür;
    und das sangen und spielten die traurigen Vier,
    5 ein Vater mit seinen drei Töchtern.
    Er stand am Ofen, die Geige am Kinn
    schief neben ihm hockte die Harfnerin,
    [...

  • Kommst du, Grollender?
    tief von Unten?
    Ueber Felsen und Wolken:
    suchst du mich, im dunkeln Mantel Du,
    5 schwarzgekrönter Wetterriese,
    mit der bleiernen Stirne?

    Höher doch! näher! herauf zu mir,
    mir und meiner Sonne,
    die hier mein zitternder Arm sich
    10 vom Himmel riß,
    die mich erleuchtet,
    von mir umglüht,
    sie...

  • Und einen Feldweg, und um Morgengrauen,
         die kahlen Bäume stehen da wie tot,
         ich aber wandre, ohne aufzuschauen.
    Ich fühle eine Furcht; und Regen droht.
    5      Ich höre den gedüngten Acker schweigen;
         und heute wird kein Morgenrot.
    Die Straße teilt sich. In den schwarzen Zweigen
         sagt keine Tafel mir die rechte Spur:...

  • Du sahst mich schweigsam und in trüben Sinnen
    und kamst zu mir mit leisem, leichtem Gang,
    und lehntest stumm Dein Haupt an meine Schläfen,
    daß Deine Wärme in die meine drang.
    "Du quälst Dich, Liebster! Deine Hände brennen; —
    grämt Dich der Tag mit seinem blassen Gram?
    Darf nicht die Liebste Deinen Kummer kennen?"...

  • Das war, wo der See sich im Walde versteckt,
    wo der Hochspitz sich herrisch ins Blaue reckt,
    wo kein Haus sich versteint, wo kein Pfad sich verliert,
    wo kein Wanderer dreist durch die Büsche stiert —
    da warfst Du voll Jubel, wie neidischen Tand
    ins Moos Deines Leibes gerafftes Gewand,
    und aus Deiner Schenkel...

  • Goldner Champagner im schlanken Pokal,
    glitzernde Perlen im reichsten Kristall,
    spielendes Feuer in zärtlichster Hand,
    blitzende Augen, wie lodernder Brand!
    Küsse mich, Venus, — — o küsse mich toll,
    — — gieß mir die Adern mit Feuerschaum voll!
    Perlzähnchen, schimmerndes Elfenbein,
    taucht in die...

  • Ich traf Dich auf rauschendem Feste
    in fröhlicher Masken Schwarm,
    ich trieb in der wogenden Menge,
    da hingst Du mir plötzlich am Arm.
    Aus glänzender, seidiger Maske
    zwei Blitze — schon stand ich in Brand,
    und küßte Dir für Deine Anmut
    die zierliche, zärtliche Hand.

    Dann blieben...

  • Oft sah ich Deine dunklen Augen lachen —
    das war, als stürzten Sonnen in die Stille
    des grauen Tags,
    verspritzten und verglühten
    sternschnuppengleich in winzig-goldene Drachen,
    und tausend flinke Leuchtraketen sprühten
    durch Deine lichtgewordene Pupille. —

    Lachfältchen tanzten schamlos-...