• An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke.

    Die stolze Majestät des Löwen zu bezwingen,
    Muß keine Kette ihn umschlingen;
    Verachtend sprengt er sie. – Ein Faden fesselt ihn,
    Und willig wird er Amors Wagen ziehn, –
    5 Der Liebe süßgepries’ne Bande
    Sind, leider! zu Cytherens Schande,
    Nicht immer süß – und Blumenketten rar.
    Doch ich, mein...

  • Antwort auf die Einladung einer Freundinn.

    Wenn feiner Witz, und häuslich stille Freude
    Bey dir die Speise würzt, und Geist dem Tranke giebt,
    Dann reizet mich zu keinem Neide
    Der Fürsten-Tisch, den oft in Gold und Seide
    5 Verstellung, Schmeicheley und Langeweil’ umgiebt.

  • Im land der düfte das die sonne segnet
    War mir in einem garten glut-gebrannt
    Wo von den palmen trägheit niederregnet
    Mit fremden reizen eine frau bekannt.

    5 Von farbe blass und warm – die zauberin
    Hat vornehm-schöne weisen in der kehle ·
    Sie schreitet · schlanke braune jägerin ·
    Mit sichren augen und mit heitrer seele.

    O kämet · Herrin...

  • Madonna · meine gebieterin · dir will ich bauen
    Verborgenen altar aus meiner nöten tiefe
    Und in meines herzens finsterstem winkel graben
    Weit von der weltlichen lust und dem spöttischen blick
    5 Eine nische ganz mit azur und gold überzogen
    Wo du dich · verwundertes standbild · erheben sollst.
    Aus meiner geglätteten verse reinem metall
    ...

  • Dein fuss so fein wie deine hand · der hüfte breite
    Bestände mit der schönsten weissen frau im streite.
    Dem denker-künstler ist dein körper lieb und traut
    Und schwärzer ist dein sammtnes aug als deine haut.
    5 In blauem heissem lande hat dich Gott geborgen ·
    Es ist dein amt des herren pfeife zu besorgen.
    Du giebst den frischen duftigen krügen ihren ort...

  • Es tost betäubend in der strassen raum.
    Gross schmal in tiefer trauer majestätisch
    Erschien ein weib · ihr finger gravitätisch
    Erhob und wiegte kleidbesatz und saum ·

    5 Beschwingt und hehr mit einer statue knie.
    Ich las · die hände ballend wie im wahne ·
    Aus ihrem auge (heimat der orkane):
    Mit anmut bannt mit liebe tötet sie.

    Ein strahl...

  • Einer jungen Freundin ins Stammbuch.

          Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
    Umhüpft, so Freundin spielt um dich die Welt.
    Doch so, wie sie sich mahlt in deinem Herzen,
    In deiner Seele schönen Spiegel fällt,
    5 So ist sie nicht. Die stillen Huldigungen,
    Die deines Herzens Adel dir errungen,
    Die Wunder, die du selbst gethan,
    Die...

  •           Schwer und dumpfig
              Eine Wetterwolke
    Durch die grüne Ebne schwankt der Marsch.
         Zum wilden eisernen Würfelspiel
    5 Strekt sich unabsehlich das Gefilde,
         Blicke kriechen niederwärts,
    An die Rippen pocht das Männerherz,
         Vorüber an holen Todengesichtern
         Niederjagt die Front der Major,
    10           ...

  • Wenn dieser Körper einst zerfallen ist,
    Seele, du meine Seele,
    Träumst du dir einen andern Leib?
    Lebst du auf einem andern Stern?
    Treibst du aus deinem Drange, der die Schönheit will,
    Blumen, Bäume?

    Oh meine Seele, wenn du nicht vergehst,
    Dann bleib bei ihr, die mir das Leben lieber macht...

  • Wenn ich so mit der Feder niedersitze,
    Um aufzuzeichnen, wie es sich ergeben,
    Daß deines Auges zaubervolle Blitze
    Zur Liebesglut entflammen all mein Leben:
    O süßes Kind!
    Wie manche Thräne rinnt
    Dann als ein Opfer der Erinn'rung nieder,
    Und muß dem Glanze spiegelglatter Lieder
    Sich wie ein...