• [107] Gieb mir!

    Und du kamest in mein Haus,
    kamst mit deinen schwarzen Blicken;
    sah ich still die Palmen nicken,
    und du gabst mir deinen Strauß.

    5 Gabst die zitternden Narzissen,
    die wir in der Wüste pflückten;...

  • [13] „Grüße!!!“

         Postkarte von und an Arno Holz.

    Drei Ausrufungzeichen und „Lieber Freund“ –
    hat er das blos so hingemeint?
    Er ist doch sonst nicht von der Sorte,
    die Jedem gleich alle zehn Finger reichen;...

  • [82] Heimweh in die Welt.

    Blieb es doch so lang’ vor Liebe stumm;
    kann ich doch mein Herz, mein Herz nicht töten.
    War ich Dein, nur Dein in Glut und Nöten;
    weißt warum?
    5 Weil mein Herz so wild;
    weil es...

  • [97] Helle Nacht.
     
         Nach Paul Verlaine.

    Weich küßt die Zweige
    der weiße Mond;
    ein Flüstern wohnt
    im Laub, als neige,
    5 als schweige sich der Hain zur Ruh –
                   Geliebte du.

    ...

  • [3]
     Hieroglyphe.

    In allen Tiefen
    mußt du dich prüfen,
    zu Deinen Zielen
    dich klarzufühlen;
    5 aber die Liebe
    ist das Trübe.

    Jedweder Nachen,
    drin Sehnsucht singt,
    ist auch der Rachen,...

  • [57] Jesus der Künstler.

         Traum eines Armen.

    So war’s. So stand ich: dumpf, doch fühlend: stumm:
    im roten Saal, reglos, in dunkler Ecke:
    dumpf, starr und fühlend: schwer: Stein unter Steinen:
    bang:...

  •      [98] Lebe wohl!

    Eine dicke Tigerschlange liegt
    müde um mein Herz geringelt.
    ihre satten Augen thun sich zu.
    Einmal züngelt
    5 ihre dünne Zunge noch. Sie schläft ...
    Lebe wohl, mein blutend Täubchen Du.

  • [79] Liebe.

    Tief und tiefer: seliges Geben,
    bang Empfangen – welch Verschulden!
    Schwellend wühlt sich Leben in Leben:
    wildes Wachsen, stilles Dulden.

  • [170]       Lied der Gehenkten.

                             Villon’s Epitaph,
    als er nebst Etlichen zum Galgen verurteilt war.

    O Mensch, o Bruder, machst du hier einst Rast,
    verhärte nicht dein Herz vor unsrer Pein;...

  • [168]

              Lied des vogelfreien Dichters.

     Nach François Villon.

    Ich sterbe dürstend an der vollen Quelle;
    ich, heiß wie Glut, mir zittert Zahn an Zahn.
    Frostklappernd sitz’ich an der...