• [104] ALS DIE NOT AM GRÖSSTEN WAR

    Apfelbäumchen ist Braut geworden.
    Im weißen Blütenkleide
    Feiner als indische Seide,
    Von Maienglast umsponnen,
    5 Steht es in der Sonnen,
    ...

  • [72] DIE ALTE JUNGFER

    Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
    Ist sie erloschen und verblaßt.

    In ihrem Stübchen sann sie und sann
    Bis ihr einsames Leben darüber verrann.

    5 Keiner hat nach ihr die Hand...

  • [129] FANG SIE!

    Auf dem Wipfel eines Waldbaums
    Saß meine Jugend
    Und rief: Fang mich, fang mich!

    Und ich kletterte und strebte
    5 Sie zu erhaschen,
    Doch lächelnd schwang sie sich
    Höher und...

  • [14] PFINGSTGEDANKEN

    Sucht nicht nach stolzen Worten für das Hohe,
    Das stillste Gleichnis gibt sein treueres Bild,
    Nicht in des Blitzes greller Flammenlohe,
    Im sanften Säuseln kam Jehova...

  • Rote Locken umflattern mein Angesicht,
    hüpfende Flammen.
    Hurrah, heil!

    Meine schlanken Hüften umgürtet ein Schleier;
    wer ihn löst, erblindet.
    Hurrah heil!

    Brennender Mohn und blaublumiges Giftkraut
    sprießt unter meinen Fersen auf.
    Hurrah, heil!
    ...

  •  
    Schneeblüten auf meinem dunklen Haar,
    O Winter, wie bist du so wunderbar!

    Die Stille schmiegt sich an dein Gewand,
    Und küßt im Traum deine reine Hand.

    O Winter, Herr der seligen Ruh',
    Sage mir Winter, wie ging das zu?...

  • Seine Seele steht in Flammen!
    Als die schmachtenden Blumenlippen empfingen
    Den Tropfen Tau, als auf Silberschwingen
    Mondlicht flog an der Erde Brust,
    Und beide sich küßten in heimlicher Lust,
    In der heiligen Juninacht
    Ist seine Seele erwacht.

    Die Stirne im Staube lag er vor mir,
    ...

  • Sie hatten sich lieb, kein Mensch weiß wie lieb,
    Und mußten sich trennen. - - - - - - - - - - - - - -

    In der Fremde sitzt sie allein vorm Haus,
    Mocht's daheim nicht länger ertragen,
    Und sieht in die herbstkühle Welt hinaus
    In stillem, totstillem Entsagen.

    Da kommt durch die Luft ein tiefer...

  • Triumphierend lag die gold'ne Landschaft,
    Triumphierend lächelte der Himmel,
    Triumphierend jauchzten die Geschöpfe.

    Fluren dufteten und Ströme schäumten,
    Alle Schwingen hatten sich entfaltet,
    Aus den Larven drangen junge Leben,
    Blumen trieben aus den Kirchhofsgräbern.

    Welches...

  • Was ist das allerschwerste Leid
    Das nicht verlöscht die Hand der Zeit!
    Was ist das bitterste Verderben,
    Noch bitt'rer als ein einsam Sterben?

    Das ist: Wenn Lieb nach Liebe drängt
    Und – Mitleid nur, statt ihr empfängt,
    Das ist das allerschwerste Leid,
    Das nicht verlöscht die Hand der Zeit....