• Darff sich ein kühner brieff zu deinen füssen werffen /
    Worinnen jedes wort von treuer liebe sagt?
    Und wird ein schlechter knecht auch an dich schreiben dürffen /
    Wie viel / wie allzu hoch sein herze sich gewagt?
    Ich zweiffle fast daran / wenn ich bey mir erwege /
    Daß nur dein grosser geist auff etwas grosses denckt /...

  • Was rühmt sich Spanien mit seiner Calderone /
    In deren liebes-Garn ein grosser Philipp fällt?
    Hier ist Angelica so ihr die wage hält /
    Ein ungemeines bild / das eher einer crone
    Als jene würdig ist / ja auff dem liebes-throne
    Wird sie der Venus schon als Göttin zugesellt /
    Den Fürsten lieben sie die götter unsrer...

  • Dein nahme ist mir zwar / du aber nicht bekandt /
    In dem dich Dälamon mir niemals zeigen wolte /
    Weil eyfersucht bey ihm mehr als die freundschafft golte
    Itzt strafft der himmel ihn durch ein entferntes land /
    Wird deine gegenwart ihm' unverhofft entwand.
    Ich weiß es / daß ein bach aus seinen augen rollte /
    Wie er...

  • Darff sich was weltliches in deine zelle wagen?
    Darff wohl / O heilige / bey dir ein sünder stehn?
    Du pflegest sonsten zwar mit engeln umzugehn;
    Jedoch GOtt selber will sein hauß uns nicht versagen /
    Wann wir nur an die brust mit leyd und reue schlagen:
    Mich drückt der sünden-last; du wirst dein lob erhöhn /
    Woferne...

  • Gar recht! du bleibest doch ein unvergleichlich kind;
    Ich habe dich niemals ohn' uhrsach so genennet:
    Wer dich gesehen hat / und deinen nahmen kennet /
    Der findet meinen schluß mehr als zu wohl gegründet.
    Ich rühme nicht den geist / der tausend herzen bindt /
    Nicht wangen / nicht den halß / nicht wie dein auge brennet /...

  • Bricht mir denn meine nacht mit hellem morgen an?
    Geht mir die sonne denn mit ihrem auffgang nieder?
    So ists: der harte schluß setzt meine freuden-lieder /
    In einen trauer-thon; ich bin schon auff der bahn /
    Die meinen matten fuß zum grabe führen kan /
    Ich traure nicht um mich noch meine freund und brüder;
    Nur...

  • Ich glaube deine hand kan wunder-wercke machen;
    Die angenehme zeit hat sich schon längst versteckt /
    Die blumen-felder sind mit schnee und eyß bedeckt /
    Doch soll der frühling itzt auff deinem rocke lachen;
    Ich seh die blumen blühn / ich finde tausend sachen /
    Die uns vor diesem nur der sommer ausgeheckt /
    Durch...

  • Ihr ströme gehet sanfft! ihr winde leget euch!
    Und treibt das werthe schiff mit angenehmen wehen;
    Das schiff dem Argo nicht an ruhm und würden gleich /
    Das schiff / das man der einst soll bey den sternen sehen /
    Dort fand man helden zwar / doch blosse menschen stehn /
    Und Jason in der mitt' als einen fürsten sitzen;...

  • Wer gibt dir / schönstes kind / doch die gedancken ein?
    Wer bringet deinen sinn auff die verkehrte grillen?
    Du wilt nicht was du bist / ein frauenzimmer seyn /
    Und wüntscht dich einen mann: was muß dein geist umhüllen /
    Daß er den vorzug nicht der frauen mercken kan?
    Ihr seyd das schöne volck / dem alles lob gebühret;...

  • Hier hastu schönstes kind das nechstbegehrte lied /
    Du sprichst: es habe dir recht ungemein gefallen /
    Weil es von thränen sagt / von Quahl / und Wassergallen /
    Und weil die traurigkeit aus allen sylben sieht;
    Ach schmerz! so liebstu das / was mir die ruh entzieht /
    So hörestu mit lust mein ungelück' erschallen /
    ...