Auff ihren mund

Gar recht! du bleibest doch ein unvergleichlich kind;
Ich habe dich niemals ohn' uhrsach so genennet:
Wer dich gesehen hat / und deinen nahmen kennet /
Der findet meinen schluß mehr als zu wohl gegründet.
Ich rühme nicht den geist / der tausend herzen bindt /
Nicht wangen / nicht den halß / nicht wie dein auge brennet /
Nicht dein schwarzbraunes haar / und was mir kaum vergönnet /
Die alabaster brust / die nichts ihr gleiche findt /
Nur der vollkomne mund soll hier alleine zeigen:
Kan seine nettigkeit noch etwas grösser seyn?
Vor seinem purpur muß sich aller purpur neigen /
Sein angenehmer thon versüst die schwerste pein.
Kurz: seine schönheit ist der rechte liebes-zunder /
Und du Lisette wirst durch ihn zu einem wunder.
(Theil 4 S. 79)

Collection: 
1709

More from Poet

  • Hilff himmel! welch ein bild! soll das Lisette seyn?
    Ist das ihr netter leib / ihr zartes angesichte?
    Wie? oder äffet mich vielleicht der augenschein /
    Indem ich nur auff sie stets die gedancken richte;
    Ach nein! du bist es nur; ich kenne...

  • Geh hin beglücktes blat / geh küsse diese hände /
    Die mich mein unfall itzt nicht selber küssen läst /
    Geh / sprich / daß Saladin dich an Lisetten sende /
    Der treue Saladin / der seinen lebens-rest
    In einer frembden lufft mit seuffzen soll...

  • Wie lange muß dein knecht doch etwas von dir bitten /
    Worinnen man dich nicht genung bewundern kan;
    Ein stümper darff sich nur vor frembden ohren hütten;
    Du aber greiffst den ruhm der besten meister an /
    Und kanst dich über sie mit gutem...

  • Was seh ich? ist es wahr? darff ich den sinnen trauen?
    Wie? oder seh ichs nicht / was doch die augen schauen?
    Ach! ja / sie ist es selbst / ihr gang / statur und kleid /
    Trifft mit Lisettens ein / hier ist kein unterscheid.
    So bin ich...

  • Als ich nechst deine pracht / mein engel / wohl erwog /
    Und mir den fürhang recht von beyden augen zog /
    Da fand ich daß mit dir auff erden nichts zu gleichen;
    Denn / wer vollkommen ist / vor dem muß alles weichen.
    Hierauff sah ich den glanz...