Alma Johanna Koenig

  • Nun lern ich's, mich zu freuen
    wie ich es nie gekonnt.
    Tagtägliches Erneuen
    ist heimlich übersonnt.

    Ich weiß nicht wie mir würde,
    käm Liebe noch einmal.
    Sie war so große Bürde,
    sie war so...

  • Schon kommt die Jugend, so wie Amseln kommen:
    du hältst nur still und äugend sind sie da!
    Ich habe manche Beichte schon vernommen
    sehr junger Herzen, denen süß geschah.

    Halt ich noch stiller, wird's vielleicht geschehen,...

  • Jeden stillen Abend bet ich für dich,
    sonst fänd ich nicht Schlaf noch Rast.
    Mit gefalteten Händen nehm ich auf mich,
    was vielleicht du gesündigt hast.

    Jeden stillen Abend küss ich dein Bild,
    - ich hab mich...

  • Soll ich, nach so langem, krankem Sehnen
    endlich fremdes Land bestaunen?
    Endlich lehnen
    an der Reling weißen Schiffes,
    heißen Griffes
    meine bange Hand in deiner braunen?

    Wird die fremde Küste nicht...

  • Schon immer war mir der Frühling freund
    wie jedem, der ihn besang,
    doch diesjahrs kommt er bekränzt und gebräunt
    und mit lachendem Überschwang.
    Er gibt mir Wiesen und Hain und Wald,
    eigen Hof, eigen Haus und Getier
    ...

  • Sonette für Jan

    I.

    O Traueresche, - schwesterlicher Baum,
    der nun erst Frühlingsmacht an sich erfährt!
    So lang...

  • Die Fackel des Eros
    Ein Sonettenkranz (1918-1928)

    Ich dank dir, daß du bist,
    Daß du so...

  • Komm doch näher zu mir, Lyka! Umschlinge mich fester.
    Schmilzt meiner Traurigkeit Eis vor deiner Wärme wohl fort?
    Kupfernes, knisterndes Haar, viel leuchtender schön als das meine,
    dem der Ägypterin Saft heimlich den Goldglanz erhöht.
    Sag,...

  • Silberspiegel, du einzig vertrauter der Freunde,
    der mein Selbst an mich schenkt, das andre nur von mir fordern,
    noch zeigst voll du mein Haar, gleich ungedroschenen Garben.
    Schwarze Verführung das Aug, rote Verlockung der Mund! -
    Aber kommt...

  • Tigellinus, der meinen Spielen zusieht,
    der mich lieben heißt, wie die andern tanzen,
    der mit Hohn uns Kämpfer des Eros anpeitscht,
    wie das Volk versagende Zirkuskämpfer,
    der mein Fleisch im Griffe des Menschenaffen
    liebt und...