Fausta an den Präfekten Tigellinus

Tigellinus, der meinen Spielen zusieht,
der mich lieben heißt, wie die andern tanzen,
der mit Hohn uns Kämpfer des Eros anpeitscht,
wie das Volk versagende Zirkuskämpfer,
der mein Fleisch im Griffe des Menschenaffen
liebt und unter dem Schwarz von Panthergliedern,
der mit gelbem Grinsen im Prunkstuhl säße,
wenn mich Nero vor die Bestien würfe,
und wie stets sonst unnachahmlich Schamloses
unnachahmlich geistreich bewitzeln würde ...
Tigellinus, des eigenen Herrn Beherrscher,
Tigellinus, der eigenen Wollust Sklave, -
es ist Zuflucht, dich so wie ich zu hassen,
da Verachtung ja nicht an dich heranreicht
und da Liebe sich ja an dich nicht wegwirft!

Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930

Collection: 
1930

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Nun lern ich's, mich zu freuen
wie ich es nie gekonnt.
Tagtägliches Erneuen
ist heimlich übersonnt.

Ich weiß nicht wie mir würde,
käm Liebe noch einmal.
Sie war so große Bürde,
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Schon kommt die Jugend, so wie Amseln kommen:
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Ich habe manche Beichte schon vernommen
sehr junger Herzen, denen süß geschah.

Halt ich noch stiller, wird's vielleicht geschehen,
daß...

Jeden stillen Abend bet ich für dich,
sonst fänd ich nicht Schlaf noch Rast.
Mit gefalteten Händen nehm ich auf mich,
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Jeden stillen Abend küss ich dein Bild,
- ich hab mich bescheiden gelernt...

Soll ich, nach so langem, krankem Sehnen
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Wird die fremde Küste nicht entgleiten,...

Schon immer war mir der Frühling freund
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...