Tigellinus, der meinen Spielen zusieht,
der mich lieben heißt, wie die andern tanzen,
der mit Hohn uns Kämpfer des Eros anpeitscht,
wie das Volk versagende Zirkuskämpfer,
der mein Fleisch im Griffe des Menschenaffen
liebt und unter dem Schwarz von Panthergliedern,
der mit gelbem Grinsen im Prunkstuhl säße,
wenn mich Nero vor die Bestien würfe,
und wie stets sonst unnachahmlich Schamloses
unnachahmlich geistreich bewitzeln würde ...
Tigellinus, des eigenen Herrn Beherrscher,
Tigellinus, der eigenen Wollust Sklave, -
es ist Zuflucht, dich so wie ich zu hassen,
da Verachtung ja nicht an dich heranreicht
und da Liebe sich ja an dich nicht wegwirft!
Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930