Sonett 251

Die Augen, die ich stets so heiß erhoben,
     Der Fuß, das Angesicht, der Arm, die Hand,
     Die zaubernd aus mir selber mich verbannt,
     Und aus dem Kreis der Menschen mich gehoben;

Das Lockenhaar, aus lauterm Gold gewoben,
     Das Engelslächeln, das wie Blitz verschwand,
     Dieß schuf zum Eden einst dieß Erdenland,
     Jetzt ist’s in wenig kalten Staub zerstoben.

Und dennoch leb’ ich — mir zum Zorn und Leid;
     Mit schwachem Kahn auf wild empörten Wogen,
     Hat das geliebte Licht sich mir entzogen.

Nun sey kein Lied der Liebe mehr geweiht,
     Vertrocknet ist die Ader süßer Lieder
     Von Klagen nur tönt meine Harfe wieder.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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