Neue Liebe

Du Mädchen in des Lebens vollster Pracht
Hast mich zu lichtem Flammenmeer entfacht;
Das züngelt blutig bis ans Sternenzelt,
Von keinem Blick behütet und bewacht.

Und faßt die Flamme nicht die ganze Welt,
Wie dich und den, der dich umfangen hält?
Ein einz’ger Zwieklang durch den weiten Raum,
Der Jubel der vereinten Schöpfung gellt.

Vergangenheit wird uns ein düstrer Traum,
Am Horizont ein schwarzer Wolkensaum;
Doch auch das Glück, daraus mein Lied erschallt,
In seiner Göttlichkeit noch fass’ ich’s kaum,

Bis daß mich deine irdische Gestalt,
Bis daß mich deiner Sinne Glutgewalt
Von jedem dumpfen Traumgewirr befreit
Durch nie geträumter Freuden Wirklichkeit.

Collection: 
1905

More from Poet

  •           

    Das Herz so voll, der Kopf so leer,
    Ich finde nichts als Worte;
    Sie tanzen auf, sie taumeln her,
    Und stets am falschen Orte.

    Das find’t sich nicht, das reimt sich nicht;
    Nur wirre Klagetöne.
    Das gibt mir ewig kein Gedicht
    An...

  •                     I

    Warum drängst du dich in meine Träume?
    Warum hemmst du meiner Schritte Lauf?
    Warum füllst du alle Himmelsräume,
    Blick’ ich nächtens zu den Sternen auf?

    Stör’ ich deiner Seele heil’gen Frieden,
    Warum machst du, Mädchen, dich so...

  •      

    Sieh die taufrische Maid,
    Erst eben erblüht;
    Durch ihr knappkurzes Kleid
    Der Morgenwind zieht.

    Wie schreitet sie rüstig,
    Jubiliert und frohlockt,
    Und ahnt nicht, wer listig
    Unterm Taxusbusch hockt.

    Der allerfrechste...

  • Wir waren Philister und merkten es, wie
    Die Kräfte des Geistes erschlafften;
    Da warfen wir uns auf die Philosophie,
    Die tiefste der Wissenschaften.

    Da haben wir gründlich uns eingeprägt
    Die Sprüche der großen Gelehrten;
    Und was man im Fleisch und im...

  •                

    Zum Wassertrinker bin ich nicht geboren,
    Das kann euch meine edle Muse zeigen;
    Sie singt beim Wein und fällt in tiefes Schweigen,
    Wenn sich der letzte Schluck im Bauch verloren.

    Dem Wasser hab’ ich ew’gen Haß geschworen,
    Weil ihm der...