Freudig schwör’ ich es mit freier Stirne
Vor der Allmacht, die mich züchtigen kann:
Wie viel lieber wär’ ich eine Dirne
Als an Ruhm und Glück der reichste Mann!
Welt, in mir ging dir ein Weib verloren,
Abgeklärt und jeder Hemmung bar.
Wer war für den Liebesmarkt geboren
So wie ich dafür geboren war?
Lebt ich nicht der Liebe treu ergeben
Wie es Andre ihrem Handwerk sind?
Liebt ich nur ein einzig Mal im Leben
Irgend ein bestimmtes Menschenkind?
Lieben? – Nein, das bringt kein Glück auf Erden.
Lieben bringt Entwürdigung und Neid.
Heiß und oft und stark geliebt zu werden,
Das heißt Leben, das ist Seligkeit!
Oder sollte Schamgefühl mich hindern,
Wenn sich erste Jugendkraft verliert,
Jeden noch so seltnen Schmerz zu lindern,
Den verwegne Phantasie gebiert?
Schamgefühl? – Ich hab’ es oft empfunden;
Schamgefühl nach mancher edlen Tat;
Schamgefühl vor Klagen und vor Wunden;
Scham, wenn endlich sich Belohnung naht.
Aber Schamgefühl des Körpers wegen,
Der mit Wonnen überreich begabt?
Solch ein Undank hat mir fern gelegen,
Seit mich einst der erste Kuß gelabt!
Und ein Leib, vom Scheitel bis zur Sohle
Allerwärts als Hochgenuß begehrt …
Welchem reinern, köstlichern Idole
Nachzustreben, ist dies Dasein wert?
Wenn der Kniee leiseste Bewegung
Krafterzeugend wirkt wie Feuersglut,
Und die Kraft, aus wonniger Erregung
Sich zu überbieten, nicht mehr ruht;
Immer unverwüstlicher und süßer,
Immer klarer im Genuß geschaut,
Daß es statt vor Abscheu dem Genießer
Nur vor seiner Riesenstärke graut …
Welt, wenn ich von solchem Zauber träume,
Dann zerstiebt zu nichts, was ich getan;
Dann preis ich das Dasein und ich bäume
Zu den Sternen mich vor Größenwahn! – – –
Unrecht wär’s, wollt’ ich der Welt verhehlen,
Was mein Innerstes so wild entflammt,
Denn vom Beifall vieler braver Seelen,
Frag’ ich mich umsonst, woraus er stammt.