Die Heinzelmännchen

Wie war zu Cölln es doch vordem,
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul: .... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
 Da kamen bei Nacht,
 Ehe man’s gedacht,
     Die Männlein und schwärmten
     Und klappten und lärmten
 Und rupften
 Und zupften
     Und hüpften und trabten
     Und putzten und schabten .....
Und eh ein Faulpelz noch erwacht, ...
War all sein Tagewerk ..... bereits gemacht!

Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän’ und reckten sich;
Indessen kam die Geisterschaar
Und sah was da zu zimmern war:
 Nahm Meißel und Beil
 Und die Säg’ in Eil:
     Sie sägten und stachen
     Und hieben und brachen,
 Berappten
 Und kappten,
     Visirten wie Falken
     Und setzten die Balken .....
Eh sich’s der Zimmermann versah .....
Klapp, stand das ganze Haus ... schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Noth,
Die Heinzelmännchen backten Brodt.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
 Und ächzten daher
 Mit den Säcken schwer!
     Und kneteten tüchtig
     Und wogen es richtig
 Und hoben
 Und schoben
     Und fegten und backten
     Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brodt, ... das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
 Das ging so geschwind,
 Wie die Mühl’ im Wind:
     Die klappten mit Beilen,
     Die schnitzten an Speilen,
 Die spülten,
 Die wühlten
     Und mengten und mischten
     Und stopften und wischten.
That der Gesell die Augen auf:
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein
 Und schwefelten fein
 Alle Fässer ein.
     Und rollten und hoben
     Mit Winden und Kloben,
 Und schwenkten
 Und senkten
     Und gossen und panschten
     Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht:
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

Einst hatt’ ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
 Da schlüpften sie frisch
 In den Schneidertisch;
     Und schnitten und rückten
     Und nähten und stickten,
 Und faßten
 Und paßten
     Und strichen und guckten
     Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock bereits gemacht!

Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
 Eins fähret nun aus,
 Schlägt hin im Haus,
     Die gleiten von Stufen
     Und plumpen in Kufen,
 Die fallen
 Mit Schallen,
     Die lärmen und schreien
     Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch, husch, husch, husch! – verschwinden All!

O weh nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruh’n,
Man muß nun Alles selber thun!
 Ein Jeder muß fein
 Selbst fleißig sein,
     Und kratzen und schaben
     Und rennen und traben
 Und schniegeln
 Und biegeln
     Und klopfen und hacken
     Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Collection: 
1836

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