Die Mutter sprach in ernstem Ton:
Du zählst nun sechzehn Jahre schon;
Drum, Herzblatt, nimm dich stets in acht,
Besonders bei der Nacht.
Verlier dich von dem Lebenspfad
Nie seitwärts ins Geheg,
Geh immer artig kerzengrad’
Den goldenen Mittelweg.
Da kommt nun in der Dämmerstund’
Des Pulvermüllers Heinrich und
Küßt mich – mir ward gleich angst und bang –
Wohl auf die rechte Wang’:
O Heinrich, das verbitt’ ich mir;
Sieht’s Mutter, setzt es Schläg’.
Am allerbesten wählen wir
Den goldenen Mittelweg.
Und plötzlich schreit er glutentflammt:
Ich führe dich zum Standesamt! –
Schweig, sag’ ich, unverschämter Wicht;
Dahin bringst du mich nicht! –
Da flüstert er und freut sich schier,
Weil ich’s mir überleg’:
Nun gut, mein Schatz, dann wählen wir
Den goldenen Mittelweg.
Und wenn ich nun zur Ruh’ mich leg’,
Mir träumt vom goldenen Mittelweg;
Mein Spielzeug macht mir kein Pläsier,
Ich gäb’ es gern dafür,
Gäb’ meine Schuh’, mein Röcklein fein,
Weiß Gott, ich gäb’ noch mehr;
Hätt’ nie geglaubt, daß ich solch ein
Gehorsam Mägdlein wär’.