Cäsarenwahnsinn

Götterwürd’ und Götterrechte
Habt ihr kühn euch angemaßt,
Geist und Tugend wurden Knechte,
Wo die Willkür toll gepraßt;

Trotzig fern den Erdgebornen,
Aber auch der Götter Huld,
Mußtet ihr den Wahlerkor’nen
Furchtbar zahlen eure Schuld!

Wahnsinn schlang sich mit der Krone
Rom’s um die Cäsarenstirn,
Erbt’ vom Vater sich zum Sohne,
Fraß am Herzen euch und Hirn;

Wahnsinn übt als Schicksalsfehme
Heute noch den gleichen Spruch:
Götter schenken Diademe,
Wer sie raubt, den trifft ihr Fluch!

Collection: 
1892

More from Poet

  • Zwei große Menschen schritten diese Pfade
    Und oft steh'n Beide jäh mir vor dem Sinn:
    Tasso, der Dichterfürst von Gottes Gnade,
    Und Friedrich  Nietzsche .......

  • Leicht neigst du das Haupt und auf ernster Stirne
    Thront gebietend dir der Vollendung Höchstes:
    Edle Menschenanmuth mit Götterwürde
    Machtvoll sich einend!

    Seiendes verschmilzt so in deinem Wesen
    Mit dem Götterdrang, der von Ewigkeit her
    Mystisch sich...

  • Wie feuerflüssig Sonnenlicht
    Fühl ich’s durch’s Herz mir rinnen –
    Ich forsche nicht, ich klage nicht,
    Will träumen nur und sinnen!

    Wie diese Zauberfäden mir
    Des Willens Kraft umspinnen,
    So eng, so kosig und so wirr –
    Da giebt es kein Entrinen...

  • Wack’rer Mann! Schon früh am Morgen
    Öffnet er die Ladenthür,
    Räumt, als trüg’ er schwere Sorgen,
    Keuchend sein Geräth herfür:
    Erst den Dreifuß, dann die Zange,
    Ahle, Schusterkneip und Zirn,
    Oft auch steht und sinnt er lange,
    Oder reibt sich...

  • Vor uns her
    Trottet der Führer: schwatzend
    Und wiederkauend, ein kläglich-drolliger Staarmatz,
    Den Noth und Hunger Weisheit gelehrt!
    Ich aber –
    Ich lausch’ ihm nicht: was sollen mir Namen, wo
    Das Schicksal riesengroß sich eingezeichnet,
    Und...