Selma! Selma! du schläfst im ersten Hauche des Lenzes.
Schallt dir der freundliche Ruf nicht zum Herzen empor?
Wecket das Rauschen des Sees am umschatteten Blumengestade,
Wecket der Nachtigall Lied aus dem Schlummer dich nicht?
Scheuchet der leisere Ton, den sehnende Freundschaft dir weihet,
Nicht, mit der Liebe vereint, dir vom Auge den Schlaf?
Ach! erwache Geliebte! daß deiner harmonischen Stimme
Klage noch einmal ertön’ unter dem Rieseln des Quells.
Beugt euch tiefer herab, umschattende Zweige der Buchen;
Schweige, leisester West! lausche dem lieblichen Ton!
Selma, schweigest du noch? Bleibt noch geschlossen dein Auge?
Und die Lippe, die sonst Namen der Liebe mir gab,
Ach! sie öffnet sich nicht! es strahlt von der ruhenden Stirne,
Mir der Friede herab, schwer errungenen Lohns!
Selma! ich störe dich nicht im sanfterquickenden Schlummer;
Freundlich erwecke dich uns himmlisches Morgenroth einst.
Selma! Selma! dann, in den Hütten ewiger Wonne
Tönt dein himmlisches Lied mir am Quelle der Ruh’!
An Selma Gerstenberg
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