Süßes Bild,
Schwebst mir vor mit leisem Sehnen!
Klagst mit wehmuthsvollen Thränen,
Tief in Trauerflor verhüllt.
Wonnezeit!
Ach! Umstralt von Frühlingsmilde,
Froh in Tempe's Lichtgefilde,
Lebt' ich dir, o Zärtlichkeit.
Thränen fliesst!
Thauend, wie die kleine Quelle
Rieselnd, perlend, Well' an Welle
Ueber Blumen sich ergiesst.
Alles schweigt!
Kaum, dass in des Westes Flüstern,
Unterm Schattendach des düstern
Tannenhains, der Halm sich beugt.
Holder Traum!
Fliehe nicht auf Rosenflügeln;
Weile an des Baches Spiegeln,
Suche nicht des Aethers Raum.
Es entschwand! ...
So entfloh vor Psyche's Kusse
Amor, da mit holdem Grusse
Sie: Geliebter ihn genannt.
Aus: Gedichte von Friederike Brun geb. Münter
Hrsg. von Friedrich Matthisson
Zürich 1795