(In Musick gesetzt von Herrn Kapellmeister Schulze)
O seelig wer liebt!
Ihm zeichnet die ganze beseelte Natur
Das liebliche Bild von der Lieblichen nur.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Ihm tönt, aus des Haines vereintem Gesang,
Der silbernen Stimme harmonischer Klang:
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Ihm stralet der tausendfach funkelnde Thau
Das Bild der Geliebten aus blumiger Au.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Des rieselnden Bächleins vertraulicher Fluß
Ist Kosen der Lieb' und des Herzens Erguß.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Ihm lächelt aus Abendroth spiegelnder Flut
Der blühenden Wänglein erröthende Glut.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Der nächtliche Himmel, so funkelnd und klar,
Ist Wiederschein nur von der Aeugelein Paar.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Ihm lächelt der Liebe umdämmernde Blick
Elysiums Ruh' und der Himmlischen Glück.
O seelig wer liebt!
O seelig wer liebt!
Die Grazien schlingen mit seegnender Hand
Um Ihn und das Weltall ein inniges Band.
O seelig wer liebt!
Aus: Gedichte von Friederike Brun geb. Münter
Hrsg. von Friedrich Matthisson
Zürich 1795