Am Hügel

               

O Hügel! sanft von Steinen aufgeschichtet,
Die saftig Gras und Alpenmoos umzieht,
Von deinem Haupt ein Baum emporgerichtet,
An dem die Vogelbeere rötlich glüht;
Indeß am Fuß in buntgemischter Reihe
Der Schwarzbeer’ dunkle Frucht und helles Kraut
Hoch überragt von Weidrichs Veilchenbläue,
Dir einen Thron, sich eine Freistatt baut.
Wie schön blickst du herab von deiner Höhe,
Wie würdig stellst du dich dem Auge dar!
Der Wandrer steht entzückt in deiner Nähe,
Und sucht beinah nach Weihort und Altar.
Gewiß auch, rollten noch die alten Zeiten,
Da unentzweit der Gott und die Natur,
Ein Schutzgott würde hier sich Sitz bereiten,
Wo Gräser jetzt, hülflose Blumen nur.
Doch da ich solches kaum gewagt zu denken,
Straft Lügen mich ein schauerndes Gefühl; –
Ich fühle Geister sich herniedersenken
Und mich umlispeln in der Winde Spiel.
Erinnrung kommt, der stillvertraute Zeuge,
Von dem, was einst das Glück mir hier verlieh,
Und, wie geschloßnen Augs ich mich hinüberbeuge,
An ihrer Hand die Poesie.

Collection: 
1872

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