Ich sah dich auf dem Weg, den keiner schritt

Ich sah dich auf dem Weg, den keiner schritt,
keiner je schritt als Er. Da kam ich mit,
um dir und deiner Bürde nah zu sein.
Ich hielt mit einer Hand dein Kleid gefaßt
und mit der andern schüchtern deine Last.

Du sagtest: Nein.
Und hast mit einem einzigen Griff, der sanft
erschien und eisern war, die dich umkrampft
von dir gelöst: Mein Herz und meine Hände.

Und gehst seither, allein und ungestört
von keinem Griff an deinem Kleid beschwert
den Weg, den Gott dir strenge wies, zu Ende.

Collection: 
1978

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