Du reichtest stumm mir beide Hände

Du reichtest stumm mir beide Hände
Und sahst mich lieb und traurig an,
Dann wandtest du dich ab am Ende
Und ließest mich und gingst hindann.

Noch einmal sah am Waldessaume
Dein braunes Haar im Wind ich weh'n,
Noch einmal hört' ich wie im Traume
Dein letztes Wort: "Auf Wiedersehn."

Dann blieb ich stehen, lange, lange -
Gewitterwind stieß durch den Wald,
Das Haidehuhn rief wild und bange,
Der Regen rannte still und kalt.

Ich wußte, daß du von mir solltest,
Man hat gequält dich fort und fort -
Dank dir, daß du mich trösten wolltest
Mit deinem letzten Liebeswort.

Die Tage werden kommen, gehen,
Viel Herbstwind, wenig Sonnenschein ...
Wohl werde ich dich wiedersehen,
Doch wird es nur im Himmel sein.

Aus: Lieder an eine Verlorene
von Prinz Emil von Schönaich-Carolath
Stuttgart Leipzig Eduard Hallberger 1878

Collection: 
1878

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Du reichtest stumm mir beide Hände
Und sahst mich lieb und traurig an,
Dann wandtest du dich ab am Ende
Und ließest mich und gingst hindann.

Noch einmal sah am Waldessaume
Dein braunes Haar im Wind ich weh'n,
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