Gewitterwind braust durch's hohe Kamin
Und treibt die Gluten zusammen. -
Du Lieben voll Weh, fahr' hin, fahr' hin,
Erstirb in den rothen Flammen.
Um die ich so viel gelitten hab',
Ihr süßen, geliebten Lügen,
Ihr sollt nun finden ein schönes Grab,
Sollt leuchtend zu Nichts verfliegen.
Noch einmal will ich lesen den Brief,
Den ersten, den du geschrieben,
Der mich zum rauschenden Walde rief,
Wo du mir bekannt dein Lieben.
Ich will auch lesen die Zeilen klar,
Die mich voll Huld und Gnaden
Nach einem ganzen vollen Jahr
Zu deiner Hochzeit geladen ...
Vorüber! Fahrt wohl! Die Flamme greift an,
Und wie in unendlichen Schmerzen
Erglühen und bäumen sich wild hinan
Die Worte aus deinem Herzen.
Und ein blendender Glutstreif reißt sie fort,
Dann noch ein weiß wirbelnder Schimmer ...
Was ich erkannt hab', das letzte Wort,
Es lautete: "Dein für immer."
Aus: Lieder an eine Verlorene
von Prinz Emil von Schönaich-Carolath
Stuttgart Leipzig Eduard Hallberger 1878