Es steht in Wälderweiten

Es steht in Wälderweiten
Die stille Musenstadt,
In der vor langen Zeiten
Mein Lieb gewohnet hat.

Am Markt ragt, hochgemauert,
Des Kaufherrn graues Haus,
Hat Kriegssturm überdauert,
Grollt in die Zeit hinaus.

Doch öde liegt der Garten,
Und still der Laubengang,
Draus einst, in Glückserwarten,
Ein Mädchenlachen klang.

Längst mußte die Stimme verhallen,
Die du, mein Herz, beweinst,
Doch singen die Nachtigallen
Von Jugend, von Liebe wie einst.

Sie singen durch schlafende Gassen,
Darüber die Sterne stehn,
Ihr Lied von Scheiden und Lassen,
Von ewigem Wiedersehn.

Aus: Gesammelte Werke
von Prinz Emil von Schoenaich-Carolath
3. Band Gedichte
Leipzig G. J. Göschen'sche Verlagsbuchhandlung 1907

Collection: 
1878

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