Wir saßen am öden Strande

Wir saßen am öden Strande,
Es rollte und grollte das Meer,
Ein Sturm kam über die Lande,
Schon fielen die Tropfen schwer.

Mein Herz ist ruhig im Sturme,
Doch bäumt es sich auf vor Weh,
Wenn ich in deine dunklen,
Gläubigen Augen seh'.

Wohl müssen die großen Stürme
Verbrausen und früh vergeh'n,
Doch deine sturmschauernde Seele
Wird nicht mehr den Frühling sehn,

Und schweigend wollen wir beten
Das Todtengebet für mich,
Deß Pfade auf Erden verwehten
Ohn' Rettung und ewiglich.

Aus: Lieder an eine Verlorene
von Prinz Emil von Schönaich-Carolath
Stuttgart Leipzig Eduard Hallberger 1878

Collection: 
1878

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