Einst lag im Walde Frühlingsschein;

Einst lag im Walde Frühlingsschein;
Voll seliger Vergessenheit
Durchstreiften wir allein, allein
Der grünen Dämmerung Einsamkeit.

Sie war so schön! In ihrem Blick
Lag ein Gedicht von Lieb und Lust -
Sie strich die Locken still zurück
Und barg das Haupt an meiner Brust.

Und Stille war im tiefen Wald,
Nur weit von fern der Kukuk sang -
Sie sprach: wir sind zu Hause bald,
Wie war der Weg so wenig lang!

Ich bin gewandert jenen Weg
In dunkler Nacht, in dunkler Nacht,
Den Weg, auf dem mir einst so schön
Der Sonnenschein des Glücks gelacht,

Und hinter mir in weiter Fern'
Lag meiner ersten Liebe Zeit,
Vor mir kein Licht, vor mir kein Stern,
Mein Leidensweg so weit, so weit!

Aus: Lieder an eine Verlorene
von Prinz Emil von Schönaich-Carolath
Stuttgart Leipzig Eduard Hallberger 1878

Collection: 
1878

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