1.
Adieu/ du falsches Kind/ ich bin dein satt/
Adieu! Adieu! Adieu! Nur immer hin;
Ich weis doch sehre wohl/ daß dich lieb hat
Ein ander/ daß ich nicht der Liebste bin.
Ich sagte frey heraus: es ist umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
2.
Bist du mir Schöne gleich/ Labelle/ feind/
Wol gut; waz nicht ein falscher Liebes-Schein.
Ich weis/ Gott Lob! noch wol daß welche seynd/
Die viel-beständiger im Lieben seyn.
Es ist doch nur vergebens und umsunt
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
3.
Ich hatte/ falsche/ dich erst treu erkant/
Ich ware/ glaube mir/ dir ziemlich hold/
Doch hat sich wiederumb mein Sinn gewant/
Weil nicht getreu zu seyn dein Sinn gewolt.
Es ist den Winden gleich/ und gantz umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
4.
Es ist die Warheit zwar/ ich muß gestehn
Kein schmeicheln sol bey mir sich finden nicht;
Du bist/ ich sag es frey/ Labelle/ schön/
Du hast auch diß/ was schönen noch gebricht/
Und dennoch ist vergebens und umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
5.
Was ist die Schönheit denn wol sonder Treu?
Bestand der liegt zu Ancker iederzeit/
Steht für dem Sturm und Wind der Mißgunst frey;
Die Schönheit ist doch eitel Eitelkeit;
Drumb ist es auch vergebens und umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
6.
Die Schönheit hegt in sich verborgne List/
Hat meine gleich die Lufft was scharff berührt/
So wird sie mir nicht so/ wie du/ geküst/
Wird nicht/ wie du/ mit ieden Kuß beschmizt.
Es bleibt und ist vergebens und umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.
7.
Weg aller Unbestand/ weg Eitelkeit/
Weg/ weg/ du falsches Kind/ ich bin dein satt/
Du lebest meiner Gunst nunmehr befreyt/
Dieweil dich schon ein andrer lieber hat.
Drumb sag' ich noch einmal: Es ist umsunst
Solch Damen lieben und geneigte Gunst.