Die Liebe wollte Glück und Ruhe finden;
Doch wenn sie an dem Thron des Glückes stand,
Sah sie die stille Ruhe schwinden;
Und wieder war's das Glück, das bald entschwand,
Wo sie die Ruhe aufgefunden.
Nun klagte sie: vereint find' ich sie nie,
Sie haben nimmer sich verbunden,
Ihr doppelt Bild giebt nur die Phantasie.
Da trat mit freundlicher Gestalt
Die treue Freundschaft zu der Liebe
Und sprach: wir theilen die Gewalt
Der Herzen mit fast gleichem Triebe;
Doch lieber will zu dir das Glück sich wenden
Und holder lächelt Ruhe mir.
Komm! wollen wir mit fest verschlung'nen Händen
Durch's Leben ziehn; ich theile dir,
Was ich empfing, und du giebst deine Gaben,
Und beyder Lohn wird Alles, was wir haben.
Als Lieb' und Freundschaft innig sich verbunden,
Ward Glück und Ruhe so vereint gefunden.
Aus: Nachgelassene Gedichte
von Ulrich Freyherrn von Schlippenbach
Mitau gedruckt bey J. F. Steffenhagen und Sohn 1828