O kennst du noch das Wunderland,
Mein Mädchen, wo wir weilten?
Wo wir vergaßen, Hand in Hand,
Wie Jahr auf Jahr enteilten?
Da weh'n die Lüfte, fern und nah,
Wie Liebeshauches Fächeln,
Und jede Rose grüßt uns da
Wie eines Engels Lächeln.
Die Bäche kommen ringsumher,
Propheten gleich, gezogen,
Und wunderbare Liebesmähr
Erklingt aus ihren Wogen.
Wohin sie wenden ihren Lauf,
Laut predigend ihr Sehnen,
Da horchten Flur und Blumen auf
In hellen Liebesthränen.
Zur Liebesandacht locket leis
Der Blumenglocken Klingen,
Bis daß aus jeder Blüthe heiß
Sich Duftgebete schwingen.
Lebend'ger Gottesodem zieht
Durch laute Waldeskrone,
Und unser Herz, in sel'gem Lied,
Stimmt ein zu jedem Tone.
Und ob uns singt die Nachtigall
Mit Liebesallgewalten,
Nach ihres Liedes Riesenschall
Sich Welten rings gestalten.
Wie lichte Schwäne droben zieh'n
Durch's Blaue Stern' und Sonnen,
Gewiegt von Liebesmelodieen,
Umweht von Liebeswonnen.
Die Nachtigall lenkt ihren Tanz
Am goldnen Band der Klänge,
So zieh'n sie hin in Himmelsglanz
Und hauchen Sphärensänge.
Und wir, mein Mädchen, saßen lang
Und fest und warm umschlungen
Und schwammen hin im Wonnesang,
Den Liebe selbst gesungen.
Wir horchten still, in sel'ger Ruh,
Jahrhunderte dem Klange;
Ich dachte dich, mich dachtest du,
Wir wußten's nicht, wie lange. -
Du holder Engel! nun gebannt,
Mein Leben zu verschönen:
Vergaßest du das Wunderland
Mit seinen Heimathtönen?
Nur selten, daß ein heller Traum
Dich tief und leise mahnet;
Dann weinest du und weißt es kaum,
Was deine Brust geahnet.
Doch deinem Dichter blieb das Bild
Im Herzen dämmernd stehen,
Und tief in seinen Nächten quillt
Ein Klang mit leisem Wehen.
So abends, wenn die Sonne flieht
Und Alles nächtig träumet,
Verspätet noch ein Wölkchen zieht,
Von Rosenglut umsäumet.
Nimm meine Lieder denn zur Hand
Und aus Erinnrungstrümmern
Erbaue dir das Wunderland
Mit seinen Rosenschimmern!
Und fühlst du es mit tiefem Sinn
Im Klange meiner Lieder,
So denke: bald, bald zieh'n wir hin
Und ruh'n in Eden wieder.