Sang mit wundersüßem Schall
Also einst die Nachtigall:
"Wie so hold und wunderschön,
Rose, bist du anzuseh'n!
Blühend,
Glühend,
Düfte sprühend.
Weh! ich muß des Busens Drang
Strömen aus in flücht'gem Klang,
Der mit Sangesallgewalt
Wonnig sich in Lüften wiegt,
Aber bald
Leis verhallt
Und versiegt.
Ach! was flüchtig stets verschallt,
Könnt' ich's fassen in Gestalt!
Dann entschwänden nicht im Nu
Klänge, die der Brust entsprangen;
Würden prangen,
Schön, wie du,
Blühend,
Glühend,
Düfte sprühend,
Eine Ros' an Liedes Statt,
Jeder Ton ein Rosenblatt!
Rose, darum lieb' ich dich
Inniglich!"
Rose gab mit duft'gem Weh'n
Leise flüsternd zu versteh'n:
"Ach! wie singst du, Nachtigall,
Mit so wunderholdem Schall!
Innig,
Minnig,
Süß und sinnig.
Was das Herz mir schwellt mit Macht,
Was mich hold erglühen macht,
Lebt im Duft mit Allgewalt,
Der in Lüften wonnig weht,
Aber bald
Leis entwallt
Und vergeht.
Ach! was ohne Klang entwallt,
Unerkannt, vergessen bald,
Was mit Macht die Brust durchzieht -
Könnt' ich's laut und freudig singen,
Würd' es klingen,
Wie dein Lied,
Innig,
Minnig,
Süß und sinnig,
Düfte - Nachtigallensang,
Jeder Athemzug ein Klang!
Nachtigall, ich liebe dich
Inniglich!" (S. 40-42)