Zephyr will die Rose wiegen,
Rose will sich abwärts schmiegen:
"Ei!" sie flüsternd lind begann:
"Wollt ihr immer noch mich wiegen,
Soll ich noch im Arm euch liegen,
Wie ich es als Kind gethan?"
"Wuchs heran im Frühlingsweben,
Kann allein am Stengel schweben,
Bin nicht mehr ein Wiegenkind."
Zephyr haucht: "Du süßes Leben!
Weil so schön du wuchsest eben,
Mag ich gern dich wiegen lind."
"Hab' ich dich gewiegt in Treue,
Da du schwanktest zart und scheue
In der Knospe grüner Nacht:
Laß, daß ich das Spiel erneue,
Mich an deiner Fülle freue,
Nun dein Auge kühner lacht!"
"Bist du nun auch groß und blühend,
Ist das Schaukeln doch nicht mühend,
Süßer ist's, wie du's geglaubt."
Da erschrickt die Ros' erglühend,
Schnell hat Zephyr, leicht sich mühend,
Ihr den ersten Kuß geraubt.