Sonnet
Jetzt da daß grosse Liecht der Sonne zu uns dringet/
Verendert sich geschwind die kalte Winterszeit/
Es weicht dem Phoebus auch deß Eises härtigkeit/
Die warme Frülings Lufft den liechten Schnee bezwinget
Mein abgemattet Hertz daß alle Stunden ringet
Mit meiner Liebsten Hertz/ kan dessen grawsamkeit
Erweichen nimmer doch/ drumb hat sichs gantz bereit
Zu sterben/ weil sein Wunsch durchauß jhm nicht gelinget
Was je geschaffen war das endert sich zu letzt/
Und wird ein jedes Ding nur durch die Zeit versetzt:
Aus Erden wird ein Stein/ das Wasser kan erweichen
Der Steine hertigkeit/ kein Hitz/ kein Sonnenschein/
Kein Wasserfluth erweicht das Hertz der Liebsten mein/
Ihm mag kein Eiß/ kein Schnee/ kein Stein sein zuvergleichen.
(pdf. S. 140f)