Ode Jambica
Kan denn mein trawrig Hertz und Sinn
O allerschönste Schäfferin
Nicht stillen deinen Grimm?
Soll ich denn gantz und gar verzagen?
Ich schrey mit heller stimm:
Schaw selber wie du mich thust plagen/
Daß auch der Thränenbach mit hauffen
Muß über meine Wangen lauffen.
Ich habe zwar erzürnet dich/
Davor plagst du mich Grimmiglich;
Doch ist die schwerste Pein/
Daß ich O Göttin dich soll meiden/
Ach laß dein zörnen seyn/
Ich kan die Straff nicht mehr erleyden/
Viel lieber wil ich von der Erden
Durchs Schwerdt hinweg gerissen werden.
Kan denn mein Schmertz versöhnen nicht
Hertzlieb dein fewrigs Angesicht!
Sag was ist meine Buß?
Wilt du mich gar zum Sclaven machen/
Zum Schemel deiner Füß?
Daß sind für mich nur schlechte Sachen;
Ich wil mich von dir tretten lassen
Mit Füssen/ wilt du mich nicht hassen.
So offt ich O mein Lebens Liecht
Bedencke was ich hab verricht
So bin ich nicht bey mir/
Es war zu viel dich zu verletzen
Ach weh ich sterbe schier
Wirst du mich nicht mit Trost ergetzen
Ja lessest du mich lenger quälen/
Muß ich mich nun dem Todt befehlen.
Wie war ich doch so gantz bethört/
Daß ich die schönste hab versehrt
O du mein tolles Hertz?
Doch weil du liessest dich bewegen/
So leid auch nun den Schmertz
Den sie dir zornig thut aufflegen
Es war ja billich sie zu lieben
Göttinnen soll man nicht betrüben
Wolan mein Lieb so rechne dich
An meinen Gliedern grimmiglich/
Zerreiß nur mein Gesicht/
Du magst mein junges Blut vergiessen/
Ich wil dirs wehren nicht/
Ja solt ich auch mein Leben schliessen
Ich wil dir gar nicht widerstreben/
Dir thu ich Leib und Gut ergeben.
Eins bitt ich noch von dir zu letzt/
Wann dich mein Elend gnug ergetzt/
So nimb mich wieder an/
Und laß mich deinen Diener bleiben/
Ich wil so lang ich kan
Dein Lob in alle Bücher schreiben:
Dein Ruhm soll weit und breit erschallen/
Und du wirst GOTT und mir gefallen.
(pdf. S. 131f)