Gib mir die Hand, wir gehen dem Walde zu

  Gib mir die Hand, wir gehen dem Walde zu
Auf einem Weg, den nur die Kinder kennen,
Die Beeren suchen in dem tiefsten Grund.

Du bückest dich nach manchem Blumenfund
Und seltsam schweigend gehen ich und du,
Bis wir uns dann mit lieben Namen nennen.

Du siehst den Abend durch die Föhren brennen,
Wir stehen still, wie zum Gebet bereit,
Und unsre Hände wollen sich nicht trennen.

Die Liebe überwindet Raum und Zeit!
So heilig ist es, durch die Bäume brennen
Die Purpurwogen der Unendlichkeit.

Die Sterne kommen, und wir gehn zu zweit
Auf einen Weg, den nur die Kinder kennen. (Band 1 S. 31-32)

Collection: 
1907

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  •  
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