Das war in einer hellen Sommerzeit.

Das war in einer hellen Sommerzeit.
Frei war die Seele und der Himmel weit,
Da sah ich dich, ein sechzehnjährig Kind -
Du warst – was weiß ich! – wie die Kinder sind.

Und in den Wald wir miteinander gingen,
Wenn Sonnenstrahlen in den Fichten hingen;
Und wo ein Bach sich in dem Grunde fand,
Half sicher dir hinüber meine Hand;

Wenn im Gesträuch ich eine Beere sah,
Dann bückt' ich mich und sagte leise: Da!
Und deine Kinderfragen fragtest du,
Und ich – ich hörte voller Andacht zu.
So gingen wir – ein seltsam stilles Pärchen,
Und uns zur Seite wandelte das Märchen.

Am Himmel fern verloht ein Wolkenbrand.
Nun gibst du mir zum Abschied deine Hand,
Wir schweigen beide und wir wissen kaum,
War's Himmelsleuchten oder war es Traum.

Nun ist verglüht der Wolke letzter Saum. (Band 1 S. 26-27)

Collection: 
1907

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  • Das war in einer hellen Sommerzeit.
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    Du warst – was weiß ich! – wie die Kinder sind.

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