Dich beneid' ich, klare Silberwelle,
Die Du ohne Rast von hier enteilest,
Nach der Heimat, wo die Theure wohnet.
Ach, Du ziehst wol an dem Strand vorüber,
Wo sie sinnend, still versunken, wandelt.
Und Du hemmst das munter rasche Wallen,
Fließest stiller, lächelst silberhelle,
Spiegelst zitternd ihr verklärtes Bildniß!
Dich beneid' ich, klare Silberwelle!
Euch beneid' ich, Ihr glücksel'gen Lüfte!
Wehend tragen Euch die blauen Schwingen
Über hohe Berge, tiefe Thäler;
Nichts kann auf der leichten Bahn Euch hemmen.
Ach, Ihr naht der Holden, haucht sie schmeichelnd,
Kosend an, und spielt mit ihren Locken,
Bringet ihr der Blumen süße Düfte,
Streift an ihre zarten blüh'nden Wangen -
Euch beneid' ich, Ihr glücksel'gen Lüfte!
Und wie neid' ich Euch, Ihr goldnen Sterne,
Die Ihr, hoch am blauen Äther wandelnd,
Sie erblicken könnt, wann Ihr nur wollet!
Ach, wie über meinem Haupt Ihr glänzet,
Schimmert Ihr auch über ihrer Scheitel.
Fern und nah seid Ihr zugleich den Menschen,
Jedes Auge suchet Euch so gerne,
Und auch Sie blickt jetzt vielleicht nach oben, -
O, wie neid' ich Euch, Ihr goldnen Sterne!
Seid mir hold, Ihr Alle, die ich neide!
Werdet, Glücklichre, der Fernen Boten.
Bring' ihr das Vergißmeinnicht, o Welle,
Und die Thräne, die sich Dir vermählet!
Lüfte, meine Seufzer tragt hinüber;
Und Euch fleh' ich, sanfte Silbersterne,
Denn Ihr seht es, wie ich sehnend leide, -
Winkt mir, wenn ihr Blick sich zu Euch wendet, -
Seid mir hold, Ihr Alle, die ich neide!