Nach dem Italienischen des Metastasio
Schon naht die Scheidestunde,
Um dich von mir zu trennen;
Wie werd' ich leben können,
O Lyda, ohne dich?
Ich werd' in Kummer leben,
Nichts wird mir Freude geben;
Und du? - Wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
Mein Geist wird dich begleiten,
Bis hin in ferne Fluren,
Er folget deinen Spuren,
Läßt nimmer, Lyda, dich.
Du fühlst sein leises Wehen,
Kannst du ihn gleich nicht sehen,
Und denkst - doch ach, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
Entfernt von meinem Glücke
Werd' ich dann einsam klagen,
Und jeden Felsen fragen:
Wo find' ich, Lyda, dich?
Mit jedem neuen Morgen
Erneu'n sich meine Sorgen,
Und du? - Wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
Dann such' ich noch die Stätte,
Wo ich in sel'gen Stunden
Das reinste Glück empfunden;
Dort lebt' ich einst um dich!
Das Bild entflohner Freuden
Verdoppelt meine Leiden,
Und du? - Wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
Seh' ich die Felsenquelle,
Dann werd' ich seufzend sagen:
Hier fand in schönern Tagen
Ich oftmahls, Lyda, dich!
Dort glühten wir in Flammen,
Hier klagten wir zusammen,
Und du? - Wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
Du wirst, wohin du ziehest,
In jenen fernen Gründen
So viele Hirten finden,
Die schöner sind als ich!
Ach Gott! Bey ihren Blicken,
Bey Seufzern, Händedrücken,
Ach Gott! - wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!
O denk' an meine Liebe,
An deine heil'gen Schwüre,
Denk - wenn ich dich verliere,
Dann blüht kein Glück für mich!
Denk mit gerührtem Herzen
An dieser Trennung Schmerzen,
Denk - o wer weiß, du denkest
Vielleicht nicht mehr an mich!