Das höchste Glück

O schilt mich nicht, daß ich in deiner Nähe
So gerne weile und so gerne träume!
Unmöglich ist, daß Bess'res ich versäume,
Da deines Herzens Tiefen ich durchspähe.

Frommt es, begierig, daß ihm Nichts entgehe,
Dem Geist, zu jagen durch die fernsten Räume?
Gott winkt der Fluth, daß sie ihn überschäume,
Und weckt den Sturm, der ihn zum Abgrund wehe.

Wohl Manchen reizt solch thörichtes Beginnen -
Ich lieb', in deinen Blick mich zu versenken,
Und lieb' es, deiner Schönheit nachzusinnen.

Lenzblüthen gleich erschließt sich all mein Denken,
Drum klag' ich nur, wie rasch die Stunden rinnen,
Die mir ein Glück so rein und sicher schenken.

Collection: 
1869

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